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Raucher haben doppelt so hohes Risiko, an Tuberkulose zu erkranken

Wer raucht, ist doppelt so stark gefährdet, an Tuberkulose zu erkranken. Davor warnen die Lungenärzte der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) in Werne unter Berufung auf die Ergebnisse einer dreijährigen Studie in Taiwan.

Rauchen verdoppelt das Risiko an einer behandlungsbedürftigen, aktiven Tuberkulose zu erkranken. Davor warnen die Lungenärzte der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) in Werne unter Berufung auf die Ergebnisse einer dreijährigen Studie in Taiwan mit über 17.000 Teilnehmern (siehe American Journal of Respiratory and Critical Care Medicine (2009), Band 180, Seite 475-480) - der ersten prospektiven Kohortenstudie in der Allgemeinbevölkerung zu dieser Fragestellung. „Die Erreger der Tuberkulose sind bestimmte Bakterien, die durch erkrankte Patienten mit einer so genannten offenen Tuberkulose beim Husten, Sprechen, Singen oder Niesen in Form feinster infektiöser Tröpfchenkerne in die Umgebung abgegeben und dann von den Mitmenschen eingeatmet werden können“, erläutert Prof. Dr. Robert Loddenkemper, Generalsekretär des Deutschen Zentralkomitees zur Bekämpfung der Tuberkulose. „Normalerweise gelingt es der Immunabwehr unseres Körpers diese Erreger nach einem ersten Kontakt erfolgreich einzudämmen. So erkranken bei intaktem Immunsystem nur etwa 10% der Infizierten in den Industrieländern an einer behandlungsbedürftigen, aktiven Tuberkulose. Demgegenüber sind Patienten mit einer herabgesetzten Immunabwehr besonders gefährdet, an einer Tuberkulose zu erkranken. Zu dieser Gruppe gehören Patienten mit Krebs, Niereninsuffizienz, Diabetes mellitus und HIV-Infizierte, allerdings auch aktive Raucher, wie die Studie aus Taiwan erneut belegt hat. Inhalatives Rauchen setzt die Reinigungsfunktion der Flimmerhärchen in der Atemwegsschleimhaut außer Kraft und verringert dadurch die Abwehrkraft bei Infektionen.“

Täglicher Zigarettenkonsum entscheidend

Wenn es der Immunabwehr nicht gelingt, die Tuberkulose-Erreger in so genannten Granulomen abzukapseln und so ihre Vermehrung zu verhindern, kann es entweder direkt nach der Infektion zu einer Erkrankung kommen oder auch erst Jahre später zu einer so genannten Reaktivierung führen. „Das heißt, bei einer Schwächung der Immunabwehr können die Tuberkulose-Erreger, die bislang in den Granulomen vor sich hin geschlummert haben, früher oder später wieder aktiviert werden, so dass es dann zur Entwicklung einer behandlungsbedürftigen, aktiven Tuberkulose kommt“, betont Loddenkemper. „Das Risiko einer Erkrankung ist dabei in den ersten zwei Jahren nach einer Infektion am höchsten. Außerdem ist das Risiko für eine Erkrankung an Tuberkulose direkt davon abhängig, wie viele Zigaretten am Tag geraucht werden und seit wie vielen Jahren. Oder anders gesagt: Das Risiko ist umso größer, je mehr Packungsjahre ein Raucher auf dem Buckel hat. Insofern können wir Lungenärzte allein schon aus diesem Grund nur empfehlen, das Rauchen aufzugeben. Rauchverbote in öffentlichen Räumen sollten grundsätzlich auch zur Eindämmung und Kontrolle der Infektionskrankheit Tuberkulose mehr propagiert werden, was sicherlich im Sinne der gesamten Bevölkerung wäre.“