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Rauchende Jugendliche erkranken eher an Asthma

Für Jugendliche, die nach eigenen Angaben bis zu zwei Jahre geraucht haben, ist das Risiko an Asthma zu erkranken,doppelt so groß wie für nicht rauchende Altersgenossen. Nach vier Raucher-Jahren, vervierfacht sich dieses Risiko sogar – das geht aus einer Studie der Universität Ulm hervor.

Jugendliche, die rauchen, erhöhen ihr Risiko, an Asthma bronchiale zu erkranken, im Vergleich zu gleichaltrigen Nichtrauchern um das 2,3-Fache. Zu diesem Ergebnis, das in der Fachzeitschrift Thorax veröffentlicht wurde, kommen Wissenschaftler um Professor Stephan Weiland, Studienleiter und Direktor des Instituts für Epidemiologie der Universität Ulm, und Erstautor Jon Genuneit, der für diese Arbeit kürzlich mit dem Nachwuchspreis der Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie ausgezeichnet worden ist. Dabei konnten die Ulmer Wissenschaftler eine Dosis-Wirkungs-Beziehung sowohl für die Dauer als auch für die Intensität des aktiven Rauchens nachweisen. So ergab sich für Jugendliche, die nach eigenen Angaben bis zu zwei Jahre geraucht haben, ein knapp 2-fach erhöhtes Risiko für das Auftreten von asthmatischen Beschwerden gegenüber Nichtrauchern. Bei Jugendlichen, die mindestens vier Jahre geraucht hatten, stieg dieses Risiko auf das Vierfache. Während Gelegenheitsraucher im Vergleich zu Nichtrauchern ein etwa 1,5-fach erhöhtes Risiko haben, an Asthma zu erkranken, erhöhte sich das Risiko bei Jugendlichen, die mehr als zehn Zigaretten pro Tag geraucht hatten, auf mehr als das Dreifache.

Basis der Untersuchung waren Daten von Jugendlichen, die als Zehnjährige erstmals 1995/96 in Dresden und München an einer Studie zu Asthma und Allergien teilgenommen hatten und 2002/03 erneut untersucht worden sind. Zu diesem Zeitpunkt umfasste die Kohorte fast 3.800 Jugendliche. Dabei lag das mittlere Alter der Studienteilnehmer zu Beginn des aktiven Rauchens bei 14 Jahren. Die mittlere Dauer des Zigarettenkonsums betrug 2,6 Jahre. Im Mittel rauchten die untersuchten Probanden zehn Zigaretten pro Tag. 34 Prozent der Teilnehmer hatten angegeben, aktiv zu rauchen oder geraucht zu haben. Im Durchschnitt – und wenn man den Faktor „Rauchen“ nicht betrachtet - entwickeln etwa zehn Prozent aller Jugendlichen während oder nach der Pubertät asthmatische Beschwerden. Genuneit zufolge belege die Studie erstmals, dass sich die chronische Erkrankung der Atemwege auch schon innerhalb von zwei bis drei Jahren manifestieren kann, also zeitnah zum Beginn der Raucherkarriere und nicht erst als Spätfolge im Erwachsenenalter. Weilands Ansicht nach unterschätzen deutsche Jugendliche, die innerhalb von Europa beim Rauchen mit an der Spitze stehen, offenbar zum einen die Gefahr der Abhängigkeit, zum anderen die Konsequenzen ihres Verhaltens. Er plädiert deshalb für ein generelles Tabakwerbeverbot: „Das wäre ein wichtiges Signal“, so Weiland.

Quelle: Thorax (2006), Band 61, Seite 572-578
Zusammenfassung (abstract)