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Rauchen kann vererbbare Gen-Schäden in den Spermien verursachen

Je länger und je mehr ein Mann raucht, umso mehr Genveränderungen können sich durch den Tabakkonsum bedingt in seinen Spermien anhäufen. Umso wahrscheinlicher ist es, dass er solche veränderten Gene auch auf seine Nachkommen überträgt und diese dann potentiell einen Erbschaden davon tragen. Davor warnen die Lungenärzte der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) unter Berufung auf eine aktuelle wissenschaftliche Studie aus Kanada...

Rauchen kann zu Veränderungen in der Erbsubstanz von Spermien führen, die sofort oder auch erst in der Zukunft an Nachkommen weiter vererbt werden können. Davor warnen die Lungenärzte der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) in Werne. „Männer, die rauchen, können Erbschäden in ihren Spermien, die durch den Tabakkonsum hervorgerufen wurden, direkt an ihre Kinder vererben“, bestätigt Prof. Dieter Köhler vom wissenschaftlichen Beirat der DGP und Leiter der Lungenfachklinik Kloster Grafschaft im nordrhein-westfälischen Schmallenberg. „Durch Rauchen riskieren Männer, ihrem Nachwuchs bei der Zeugung veränderte Gene und damit einen potentiellen Erbschaden zu übertragen. Für Frauen war ja bereits bekannt, dass sie durch Rauchen in der Schwangerschaft den Fötus direkt schädigen können.“

Rauchen erhöht die Mutationsrate bei der Spermienbildung
Die Lungenärzte berufen sich auf die Ergebnisse einer aktuellen, wissenschaftlichen Studie aus Kanada, bei der männliche Labormäuse täglich dem Qualm zweier Zigaretten entweder über sechs oder über zwölf Wochen hinweg ausgesetzt wurden. „Hinsichtlich der messbaren Nikotinabbauprodukte im Blut der Versuchstiere entspricht das in etwa der Menge, die ein durchschnittlicher Raucher zu sich nimmt“, erläutert Köhler. „Bei diesem Experiment haben die kanadischen Forscher festgestellt, dass die Mutationsraten in den Spermien-Genen bei Mäusen, die Tabakrauch einatmen mussten, erhöht waren – und zwar fielen sie nach sechs Wochen 1,4 mal höher und nach 12 Wochen bereits 1,7 mal höher aus als bei den von Tabakrauch verschonten Mäusen. Das weist darauf hin, dass das Ausmaß der Genveränderungen direkt von der Rauchdauer und –Menge abhängt. Das heißt: Je länger und je mehr ein Mann raucht, umso mehr Mutationen können sich in seinen Spermien anhäufen, und umso wahrscheinlicher ist es, dass er solche veränderten Gene auch auf seine Nachkommen überträgt und diese dann potentiell einen Erbschaden davon tragen.“ Mäuse wie Männer bilden regelmäßig neue Spermien aus einer bestimmten Stammzell-Linie – den so genannten Spermatogonien. Insbesondere während der Zellteilung und Reifung der Spermien kann die Einwirkung Gen verändernder Substanzen – wie Tabak, aber auch anderer Chemikalien oder zum Beispiel Röntgenstrahlen – zu Fehlern bei der Ablesung und Verdopplung der Gene führen und damit Erbschäden verursachen.“

Möglichst bereits einige Zeit vor der Zeugung auf das Rauchen verzichten
Männer, die Vater werden wollen, sollten am besten bereits längere Zeit, bevor sie ein Kind zeugen, mit dem Rauchen aufgehört haben – das raten die Lungenärzte im Hinblick auf die Studienergebnisse der kanadischen Forscher. „Auf den Tabakkonsum erst dann zu verzichten, wenn das Kind auf die Welt kommt, würde den potentiellen Erbschaden, den ein rauchender Mann bei der Zeugung auf sein Kind übertragen kann, hingegen nicht verringern“, betont Köhler.

Quelle. Cancer Research (2007), Band 67, Seiten 5103-5106 (doi: 10.1158/0008-5472.CAN-07-0279). Zusammenfassung (abstract)