Wer schwanger ist und raucht setzt sein Kind auf Jahre hinaus einem erhöhten Risiko von Herzkrankheiten aus. Das berichten Forscher der Universität von Sydney in der Fachzeitschrift European Heart Journal (Online-Vorabveröffentlichung am 21.6.11). Die Kinder rauchender Mütter weisen niedrigere HDL-Werte im Blut auf (1.32 gegenüber 1,50 mmol/l). HDL ist die Abkürzung aus dem Englischen high density lipoprotein - das so genannte gute Cholesterin, von dem angenommen wird, dass es Herz und Gefäße vor Arterienverkalkung schützen kann.
Die Forscher testeten 405 Achtjährige, deren Mütter während der Schwangerschaft geraucht hatten, und fanden heraus, dass ihr Risiko für die koronare Herzkrankheit um 10 bis 15 Prozent höher war im Vergleich zu Kindern, deren Mütter als Schwangere nicht geraucht hatten. Ein niedriger HDL-Wert gilt als ein wesentlicher Risikofaktor für Arterienverkalkung. Ob die Kinder nach der Geburt Rauch ausgesetzt waren, beeinflusste das Ergebnis hingegen offenbar nicht.
Nach Angaben des Studienleiters und Kardiologieprofessors David Celermajer gelte das ermittelte höhere Risiko von Herzkrankheiten mindestens für die ersten acht Lebensjahre, wahrscheinlich aber noch viel länger. Die Forscher nehmen nämlich an, dass die niedrigen HDL-Werte sich auch im Erwachsenenalter nicht wieder erhöhen. Denn sie vermuten, dass die Schadstoffe aus dem Tabak, die über die Plazenta in den Blutkreislauf des Fötus gelangen, zu einer genetischen Prägung des Kindes führen, die zur Folge haben könnte, dass sich die HDL-Werte auch im Erwachsenalter möglicherweise nicht wieder erholen.
„Diese Annahme müsste allerdings erst bewiesen werden“, gibt Prof. Dieter Köhler vom wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) und Leiter der Lungenfachklinik Kloster Grafschaft in Schmallenberg zu bedenken. „Auch lässt sich bei einer Beobachtungsstudie niemals ausschließen, das das Rauchen der Mutter nicht die Ursache, sondern nur ein Kennzeichen für ein allgemein ungesundes Verhalten der Mutter sein könnte, das nicht nur über die Gene, sondern auch durch schlechte Vorbildfunktion und Erziehung an die Kinder weiter gegeben werden kann.“
Nach Angaben der Forscher rauchen in den westlichen Ländern rund 15 Prozent der Mütter während der Schwangerschaft. „Bei Kindern von Müttern, die während der Schwangerschaft geraucht haben, sollte man besonders auf andere Risikofaktoren wie Bluthochdruck oder LDL - das schlechte Cholesterin - achten“, meint Prof. Celermajer. HDL-Werte könnten durch regelmäßiges Sporttreiben verbessert werden.