Lungenärzte im Netz

Ihre Experten für gesunde Atemwege

Herausgeber:

Pollenvorhersage bald ähnlich zeitnah und detailliert wie Wetterbericht

Allergiker können sich künftig im Internet über die aktuelle, regionale Belastung mit den für sie relevanten Allergenen informieren. Bis zum Ende des Jahres 2011 will der Deutsche Wetterdienst ein deutschlandweites Netz von 15 Messstationen aufbauen, das automatisch, stündlich aktualisierte Daten bereitstellen und so eine Prognose ähnlich der Wettervorhersage ermöglichen wird.

Pollenallergiker können sich im Internet für 27 Regionen in Deutschland anzeigen lassen, wie stark dort bestimmte Pollen fliegen. Unter www.dwd.de/pollenflugvorhersage lässt sich für den aktuellen, den vorherigen und den kommenden Tag die jeweilige Belastung für sieben Pollenarten wie Birke, Gräser oder Roggen anzeigen. Bisher wurden die Pollen-Messstreifen nur dreimal pro Woche ausgewertet. Deutlich aktuellere Daten soll künftig die erste Pollenflugzentrale liefern, die am 27. April in Freiburg eröffnet wurde. Bis zum Ende des Jahres 2011 soll ein Netz von 15 Messstationen automatisch, stündlich aktualisierte Daten bereitstellen und so eine Prognose ähnlich der Wettervorhersage ermöglichen. Dann wird sich besser berücksichtigen lassen, wie der Pollenflug je nach Wetterlage kurzfristig variiert. Auf dieser Grundlage kann die Lebensqualität von Millionen Pollenallergikern in Deutschland entscheidend verbessert werden.

15 Prozent der deutschen Bevölkerung leidet alljährlich unter den Folgen einer Pollenallergie. Wobei manche Patienten auf Birke und Erle reagieren, andere hingegen auf Hasel, Weizen oder Gräser. Für Pollenallergiker ist es insofern wichtig, genau zu wissen, wann „ihre“ quälenden Pollen fliegen. Je exakter die Daten über Pollenarten und -konzentrationen sind, desto gezielter können sie Gegenmaßnahmen ergreifen und etwa ihre tägliche Medikamentendosis abstimmen. Daher der Wunsch der Betroffenen nach aktuellen und regional spezifizierten Informationen.

Seit den 50ziger Jahren wurden für Pollenflug-Vorhersagen des DWD so genannte Burkhard-Fallen eingesetzt, die aber viel zu langsam sind. Hierbei wird die Luft mit allen darin enthaltenen Partikeln auf ein Klebeband gesaugt, das anschließend von menschlichen Pollenzählern unter einem Lichtmikroskop auf allergologisch relevante Pollenarten untersucht werden muss. Eine solche Analyse verlangt ein hohes Maß an Erfahrung und Konzentration: Einige Pollenarten unterscheiden sich bereits von ihrer Größe her, die in einem Bereich zwischen etwa 10 µm und 150 µm liegen kann. Andere können hingegen nur anhand kaum wahrnehmbarer Details voneinander unterschieden werden. Da diese Arbeit zeitaufwändig und personalintensiv ist, lagen bisher ausschließlich Daten vom Vortag für die Vorhersagen des Pollenflugs vor.

Herzstück des neuen vollautomatischen Pollenmonitors bildet die Kombination eines speziellen Fluoreszenzmikroskops mit modernster Informationstechnologie. Staub und darin enthaltene Pollen werden aus der Umgebungsluft angesaugt, auf einer Unterlage schonend abgeschieden und für die mikroskopische Untersuchung präpariert. Um Pollen von Staubpartikeln zu unterscheiden, wird mit Hilfe der Fluoreszenzmikroskopie die Eigenfluoreszenz der Pollen angeregt. Schicht für Schicht nimmt eine Kamera im Fluoreszenzlicht einen Stapel hoch aufgelöster tomographischer Bilder auf. Die Software klassifiziert die Objekte dann anhand ihrer Form und inneren Struktur und kann sie so den einzelnen allergenen Pollenarten zuordnen. Diese Software kann auch zum Nachweis anderer Luftbestandteile trainiert werden, so etwa zur Überwachung der Luftqualität oder zum Nachweis von Keimen und Pilzen in der Landwirtschaft oder der Nahrungsmittelproduktion. Um den Ferntransport von Pollen wie Ambrosia aus dem Ausland vorherzusagen, arbeitet der DWD auch an einer stärkeren Kooperation mit Wetterdiensten aus Nachbarländern.

Die feldtauglichen Geräte melden ihre Ergebnisse schließlich an die Zentrale in Freiburg. Dabei steht den Meteorologen das Auswerteergebnis stündlich in Form einer Matrix inklusive aller relevanten Umweltdaten wie z. B. Luftdruck, Temperatur und relativer Feuchte zur Verfügung. Damit wird jederzeit ein detailliertes Bild der aktuellen, lokalen Pollenbelastung in Deutschland erstellt, das in dieser Vollständigkeit bisher noch nicht verfügbar war. Diese Beobachtungsdaten werden anschließend mit den Wettervorhersagen des DWD zur Pollenflugvorhersage weiterverarbeitet. Auf diese Weise können Allergiker sich künftig sehr zeitnah und über die für sie relevanten Allergene informieren.