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Pneumokokken-Impfung schützt auch das Herz

Eine Impfung gegen Bakterien der Art Streptococcus pneumoniae schützt nicht nur vor Lungenentzündungen, sondern kann offenbar auch das Risiko für Herzinfarkte senken. Die Impfung sollte daher auch Herz-Kreislauf-Patienten empfohlen werden, raten die Lungenärzte der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) in Werne.

Eine Pneumokokken-Impfung schützt gegen Lungen- und Hirnhautentzündung und wird insbesondere älteren und immungeschwächten Menschen oder solchen mit einer chronischen Erkrankung wie COPD oder Asthma empfohlen. Diese Impfung kann offenbar aber auch das Fortschreiten einer Arterienverkalkung (Arteriosklerose) abbremsen und damit das Risiko eines Herzinfarkts von Herz-Kreislauf-Risikopatienten verringern. Zu diesem Ergebnis kommen kanadische Forscher um François Lamontagne von der Université de Sherbrooke, nachdem sie die Krankenhausdaten von über 43.000 Risiko-Patienten (mit Diabetes, Bluthochdruck oder erhöhten Cholesterinwerten) ausgewertet hatten. Wie sie im Canadian Medical Association Journal (CMAJ), Online-Ausgabe am 7.10.2008, Band 179 (8). berichten, erlitten Patienten, die sich gegen Pneumokokken hatten impfen lassen, nur halb so oft einen Herzinfarkt wie Ungeimpfte. Dieser Schutzeffekt vor einem Herzinfarkt war allerdings nur zu beobachten, wenn die Impfung mindestens zwei Jahre zurücklag.

Im Hinblick auf diese Untersuchungsergebnisse sollte die Pneumokokken-Impfung auch Herz-Kreislauf-Patienten empfohlen werden, raten die Lungenärzte der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) in Werne. „Pneumokokken- und andere Infektionen rufen heftige Entzündungsprozesse hervor, die auch die Blutgefäße angreifen können und damit den Verlauf einer Arterienverkalkung beschleunigen“, erläutert Prof. Dieter Köhler vom wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) und Leiter der Lungenklinik Kloster Grafschaft im nordrhein-westfälischen Schmallenberg. „Eine Impfung kann solche infektbedingten Entzündungsreaktionen und deren Auswirkungen auf die Gefäße verhindern und bietet daher insbesondere Risikopatienten einen guten Schutz auch für ihr Herz.“

Die Forscher sind auch den molekularen Mechanismen, über die dieser Schutzeffekt für die Blutgefäße offenbar erzielt wird, auf die Spur gekommen: „In Tierversuchen mit Mäusen hatten die Wissenschaftler schon beobachtet, dass sich arteriosklerotische Veränderungen in der Hauptschlagader (Aorta) nach einer Pneumokokken-Impfung im Verlauf eines Jahres verringern“, erklärt Köhler. „Offenbar können die Antikörper, die von den Mäusen auf die Impfung hin gegen Bestandteile der Pneumokokken gebildet wurden, auch die Aufnahme von bestimmten Blutfettstoffen (oxidiertes LDL) durch Makrophagen verhindern und somit einen wichtigen Schritt beim Fortschreiten der Arterienverkalkung unterbrechen. Das ist ein faszinierender Mechanismus, der allerdings noch weiter erforscht werden muss.“