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Per Telefon rauchfrei bleiben

In Dresden läuft seit 2003 ein Pilotprojekt, das Schwangere und Mütter mit Säuglingen durch regelmäßige Telefonanrufe und –Beratung dabei unterstützt, nicht zu rauchen. Der Erfolg des Projektes wurde kürzlich mit dem 1. Sächsischen Gesundheitspreis der AOK Sachsen ausgezeichnet.

Werdende Mütter sollten bekanntlich nicht rauchen, weil sonst das Risiko von Fehlgeburten oder auch Fehlbildungen steigt. Doch der Griff zur Zigarette ist eine Nikotinsucht von der oft nur schwer aus eigener Initiative loszukommen ist. Daher startete 2003 der Verein Schlafmedizin Sachsen und der Verein Babyhilfe Deutschland eine deutschlandweit geschaltete Telefonberatung - die so genannte proaktive Raucherberatung für Schwangere und Mütter von Säuglingen. Hier müssen die entzugsbereiten Betroffenen nicht selbst zum Hörer greifen, sondern sie werden angerufen – und das nicht nur einmal, sondern in regelmäßigen Abständen, meist bis das Baby ein Jahr alt ist. Eine der vier Beraterinnen, Beate Walter, kann sich gut in ihre Klientinnen hineinversetzen. Auch sie gehörte früher zur rauchenden Fraktion. Als sie schwanger wurde, hörte sie allerdings von einem Tag auf den anderen damit auf. „Wichtig bei den Telefongesprächen ist es herauszufinden, in welchen Situationen bevorzugt zur Zigarette gegriffen wird und welche Entzugssymptome auftreten“, so die Diplompsychologin. Dann könne sie in den Einzelgesprächen individuelle Strategien entwickeln und geeignete Ersatzhandlungen für das Rauchen finden. Der Erfolg des Pilotprojektes kann sich nach Angaben der Initiatoren sehen lassen und hat sich inzwischen auch herumgesprochen. Von bislang 211 betreuten Frauen haben fast 26 Prozent das Rauchen komplett aufgegeben und immerhin 42 Prozent greifen seltener zur Zigarette. Etwa zehn Prozent der bisher beratenen Frauen stammen nicht aus Sachsen.

„Eine Schwangerschaft ist die größte Motivation, mit dem , meint Professor Ekkehardt Paditz. Er ist Vorsitzender der Babyhilfe Deutschland und Initiator des Pilotprojektes. Am Uniklinikum Dresden untersuchte Paditz Ursachen für den plötzlichen Kindstod. Rauchen, so der Mediziner, erhöhe das Risiko der Säuglingssterblichkeit um das Achtfache. Seine Arbeitsgruppe arbeitet eng mit Frauenärzten und Hebammen zusammen. In deren Praxen werden Schwangere auf die Raucherberatung aufmerksam gemacht und können ihre Telefonnummern hinterlassen. Auch Sindy Schnabel aus Dresden wurde von ihrer Gynäkologin angesprochen und hat diese Chance genutzt. Seit der Geburt ihrer Tochter raucht die junge Frau zwar wieder die eine oder andere Zigarette. Während der Schwangerschaft hatte sie es aber geschafft, ganz mit dem Rauchen aufzuhören. Als Kontrolle habe sie die Anrufe nicht empfunden, im Gegenteil. „Mir hat das unheimlich geholfen, weil jemand von außen drauf geschaut hat.“

Kürzlich, im Januar, wurde die Babyhilfe Deutschland für ihr Engagement belohnt. Sie gehörte zu den Preisträgern des 1. Sächsischen Gesundheitspreises der AOK Sachsen und erhielt 10 000 Euro. Ein Teil dieses Preisgeldes fließt jetzt in die Raucherberatung. Selbst ein Nachahmer hat sich inzwischen schon gefunden: Seit dem vergangenen Oktober gibt es auch in Hamburg eine solche Telefonberatung. Diese ist ein Gemeinschaftsprojekt des Zentrums für Interdisziplinäre Suchtforschung der dortigen Uni und der Hamburgischen Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitsförderung. Ärztin Katharina Heisch von der Kinder- und Jugendklinik des Neustädter Krankenhauses in Dresden ist von Anfang an dabei und weiß, dass sie und ihre Kolleginnen keine Wunder vollbringen können. „Frauen, die zehn Jahre lang täglich zwei Schachteln Zigaretten rauchen, werden nicht von heute auf morgen aufhören.“ Doch jede nicht gerauchte Zigarette sei schließlich besser für das Kind.

Kontakt:

  • Dresdner Projekt
  • Dresdner Raucherberatungstelefon: 01805-099555
  • Hamburger Projekt
  • Hamburger Raucherberatungstelefon: 01805-505909