Patienten mit Mukoviszidose (Cystische Fibrose) sind gefährdet, während einer medikamentösen Therapie mit so genannten Aminoglykosiden Verluste ihres Hörvermögens zu erleiden. Davor warnen die Lungenärzte der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und
Beatmungsmedizin (DGP) in Werne. „Mukoviszidose bzw. Cystische Fibrose (CF) ist eine erbliche Erkrankung, bei der in Lunge, Bauchspeicheldrüse, Darm und Schweißdrüsen zähflüssige Sekrete gebildet werden, die nur erschwert vom Körper abtransportiert werden können“, erläutert Prof. Dieter Köhler vom wissenschaftlichen Beirat der DGP und Leiter der Lungenfachklinik Kloster Grafschaft in Schmallenberg. „In den betroffenen Organen kommt es daher zu unterschiedlichsten Funktionsstörungen. So können die Bronchien in der Lunge durch die Sekrete verstopfen, was zu einer chronischen 1 und zum Funktionsverlust der Atemwege führen kann. Insofern sind Mukoviszidose-Patienten auch besonders anfällig für Atemwegsinfekte, die meist mit Aminoglykosiden behandelt werden, weil diese Wirkstoffe besonders effektiv sind. Allerdings können sie - wie übrigens auch einige andere Medikamente - das Innenohr schädigen, insbesondere die Sinneszellen des Hör- und Gleichgewichtsorganes oder die zugehörigen Hirnnerven (Nervus vestibulocochlearis).“
Damit eine Therapie mit Aminoglykosiden nicht unbemerkt zu zunehmender Schwerhörigkeit, Taubheit oder Gleichgewichtsstörungen führt, sollten die betroffenen Patienten regelmäßig ihr Gehör untersuchen lassen. „Bei etwa 14 Prozent der Betroffenen ist damit zu rechnen, dass Hörverluste auftreten“, erklärt Köhler. „Das hat eine aktuelle wissenschaftliche Untersuchung der Krankenakten von Mukoviszidose-Patienten im Childrens’ Hospital Boston über einen Zeitraum von 13 Jahren ergeben (siehe Otolaryngology 2009, Band 141/1, Seite 86-90). Vor allem wiederholte Behandlungszyklen mit intravenöser Verabreichung von Aminoglykosiden scheinen das Innenohr besonders zu schädigen. Aber auch Nasenspülungen mit Aminoglykosiden sind dieser Studie zufolge mit einem erhöhten Risiko für Hörverlust verbunden.“