Dass Aktivrauchen zu einem erhöhten Risiko für die Zuckerkrankheit (Typ 2- bzw. Alters-Diabetes) führt, ist bekannt und wurde bereits in verschiedenen epidemiologischen Studien bestätigt. Jetzt haben Wissenschaftler des Deutschen Diabetes-Zentrums in Düsseldorf und des Helmholtz Zentrums München aufgezeigt, dass auch Passivrauchen das Risiko für Typ 2 Diabetes mellitus erhöht. Ihre in der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins European Journal of Epidemiology (Online-Vorabveröffentlichung am 6.4.2010) veröffentlichten Ergebnisse basieren auf einer Auswertung von Daten der KORA-Studie (Kooperative Gesundheitsforschung in der Region Augsburg).
Von 1999 bis 2001 testeten die Wissenschaftler zunächst 1351 nicht erkrankte Probanden im Alter von 55 bis 74 Jahren auf Diabetes. Christa Meisinger vom Helmholz Zentrum München und ihre Kollegen nutzten dazu einen besonders genauen Zuckerbelastungstest (oraler Zuckerbelastungstest: OGTT). Zum Zeitpunkt der Basisuntersuchung war keiner der Probanden an Diabetes erkrankt. Allerdings ergab der OGTT bei einigen Probanden einen Blutzuckerwert, der eine Diabetes-Vorstufe (Prädiabetes) anzeigte.
Nach sieben Jahren untersuchten die Wissenschaftler an 887 Studienteilnehmern aus der ersten Stichprobe, ob sie einen Typ 2- Diabetes entwickelt hatten. Für die Aktivraucher bestätigten sich die schon bekannten Zusammenhänge: Wer zum Zeitpunkt der ersten Untersuchung geraucht hatte, wies ein deutlich erhöhtes Diabetesrisiko auf. Aber auch Passivrauchen hat einen deutlichen Effekt: Nichtraucher, die zum ersten Untersuchungszeitpunkt zu Hause oder am Arbeitsplatz Passivrauch ausgesetzt waren, hatten ein mehr als doppelt so hohes Risiko, an Typ 2-Diabetes zu erkranken wie Studienteilnehmer, die weder aktiv noch passiv rauchten.
In einer weiteren Auswertung bezogen die Wissenschaftler nur die in der Basisuntersuchung erkannten Prädiabetiker ein. Bei diesen war das Diabetesrisiko durch Aktiv- und Passivrauchen im Vergleich zur gesamten Studiengruppe noch einmal deutlich erhöht.
Die Ergebnisse verdeutlichen den Wert von Kohortenstudien für die epidemiologische Forschung: Durch die langjährige Beobachtung der Personen lassen sich Erkrankungsrisiken bestimmen und so neue Vorhersage- und Vorsorgemöglichkeiten entwickeln.