Kinder, die beim Heranwachsen Passivrauch ausgesetzt sind, haben später im Erwachsenenalter ein fast doppelt so hohes Risiko, an der chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung COPD zu erkranken, wie Kinder ohne diese Belastung. Das sollte ein guter Grund mehr sein, nicht in Gegenwart von Kindern zu rauchen, finden die Lungenärzte der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP). Das gilt insbesondere für Mädchen, die zu Hause für die Dauer von mindestens einem Jahr so gut wie ständig Tabakrauch ausgesetzt waren. So war das Risiko von Frauen, infolge einer Passivrauchbelastung in ihrer Kindheit im Erwachsenenalter an COPD zu erkranken, im Vergleich zu Frauen ohne Passivrauchbelastung um den Faktor 1,9 erhöht – bei Männern hingegen um den Faktor 1,5 bis 1,7. Das haben Forscher um Ane Johannessen vom Haukeland University Hospital in Bergen (Norwegen) herausgefunden (siehe Respirology 2012, Online-Vorabveröffentlichung am 20.3.12). Mädchen bzw. Frauen scheinen also gegenüber Tabakrauch noch empfindlicher zu sein als Vertreter des männlichen Geschlechts.
Schadstoffe im Passivrauch oft noch konzentrierter als beim aktiven RauchenBeim Rauchen wird nur ein Viertel des Zigarettenrauches von der rauchenden Person als so genannter Hauptstromrauch inhaliert. „Demgegenüber gehen drei Viertel des Tabakrauches beim Ausatmen und beim bloßen Glimmen der Zigarette zwischen den einzelnen Zügen als so genannter Nebenstromrauch in die Umgebungsluft über“, betont Prof. Dieter Köhler vom wissenschaftlichen Beirat der DGP und Ärztlicher Direktor der Lungenfachklinik Kloster Grafschaft in Schmallenberg. Dieser Nebenstromrauch entsteht bei wesentlich geringeren Temperaturen als der Hauptstromrauch, deshalb sind die beiden Raucharten unterschiedlich zusammengesetzt. So können Krebs erregende Substanzen im Nebenstrom in einer bis zu 100mal (!) höheren Konzentration enthalten sein als im Hauptstrom. „Wer sich in einem verqualmten Raum aufhält, atmet pro Stunde etwa so viele Giftstoffe ein, wie wenn er selbst eine Zigarette rauchen würde“, warnt Köhler.
Zahlreiche Gesundheitsrisiken infolge Passivrauchbelastung vermeidbarWer regelmäßig Zigarettenrauch einatmen muss, hat ein erhöhtes Risiko für Krebs, Gefäßkrankheiten (insbesondere für die koronare Herzkrankheit, Herzinfarkt und Schlaganfälle), eine verzögerte Wundheilung und chronische Atemwegserkrankungen. „Das gilt natürlich umso mehr, je länger und intensiver man durch Passivrauch belastet wird“, erläutert Köhler. „Ist das schon im Kindesalter der Fall, steigt für die Betroffenen zum Beispiel auch die Gefahr eines plötzlichen Kindstods. Mittelohr- und Gehirnhautentzündungen sind ebenfalls oft auf Passivrauchen zurückzuführen. Kleinkinder unter fünf Jahren, deren Eltern rauchen, erkranken auch häufiger an Leukämie, einem Lymphom oder an Asthma. Zudem laufen sie Gefahr, doppelt so häufig wegen einer Lungenentzündung im Krankenhaus behandelt werden zu müssen als Kinder aus Nicht-Raucher-Haushalten. Letztendlich beeinflusst die Passivrauchbelastung von Kindern nicht nur kurzfristig die aktuelle Leistungsfähigkeit ihrer Lungen, sondern auch langfristig ihre künftige Lungenfunktion – das heißt: für die gesamte Lebenszeit, was sich im Erwachsenenalter dann in Form einer erhöhten Empfindlichkeit für chronische Erkrankungen wie COPD oder auch Asthma äußern kann.“