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Passivrauch schadet Herz und Gefäßen von Kindern

Passivrauchen erhöht bei Kindern das Risiko für Arterienverkalkung und damit spätere Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie von Wissenschaftlern aus Ulm und Stuttgart.

Sind Kinder Zigarettenrauch ausgesetzt, zeigen bestimmte Entzündungs- und Stoffwechselmarker im Blut Veränderungen, die im fortgeschrittenen Lebensalter das Risiko von Arterienverkalkung (Arteriosklerose) und damit von Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen können. Bei Erwachsenen sind diese Veränderungen bereits bekannt, bei Kindern gab es bisher kaum Erkenntnisse dazu. Eine Studie von Wissenschaftlern der Ulmer Universitätsklinik für Innere Medizin II und des Instituts für Epidemiologie der Universität Ulm, die in der Fachzeitschrift European Heart Journal (Online-Vorabveröffentlichung am 24. Mai 2009) veröffentlicht wurde, zeigt nun deutliche Hinweise auf biochemische Veränderungen durch Passivrauchen bereits im Kindesalter.

In einer Querschnittstudie analysierten die Wissenschaftler Blutwerte von 383 Viertklässlern aus Routineuntersuchungen der Beobachtungsgesundheitsämter des baden-württembergischen Landesgesundheitsamtes und setzten sie mit Ergebnissen eines Elternfragebogens in Zusammenhang. Rauchten die Eltern mehr als 10 Zigaretten am Tag, waren mehrere Entzündungsmarker im Blut der Kinder erhöht. Bestimmte Stoffwechselmarker, die funktionierende Stoffwechselvorgänge anzeigen, waren hingegen abgesenkt. „Diese Anhäufung von negativen Veränderungen erhöht das Risiko der Kinder, vorzeitig an Arteriosklerose zu erkranken“, erklärt Prof. Dr. Wolfgang Koenig, Oberarzt in der Klinik für Innere Medizin II und Mitautor der Studie. „Dabei bilden sich an den Wänden der Blutgefäße Ablagerungen (so genannte Plaques), die unter bestimmten Bedingungen an der Oberfläche einreißen und durch die Auflagerung eines Blutgerinnsels im schlimmsten Fall zu einem Herzinfarkt führen können.“

Kinder mit rauchenden Eltern sind über viele Jahre hinweg den gesundheitsschädlichen Stoffen des Tabakrauchs ausgesetzt. „Selten leiden Viertklässler bereits unter offensichtlichen Symptomen“, betont Koenig. „Aber wir konnten nun zeigen, dass ihr Körper dennoch darauf reagiert. Die veränderten biochemischen Marker weisen auf eine dauerhafte leichte Entzündungsreaktion und frühzeitige Veränderungen im Stoffwechsel hin.“ Je mehr Zigaretten die Eltern täglich rauchten, desto deutlicher reagierten die Markerstoffe. Wichtig sei nun, in einer Langzeitstudie das Fortschreiten der Entzündungsreaktion und die Auswirkungen der veränderten Stoffwechselmarker zu beobachten. „In der Kindheit werden viele Grundlagen für die spätere Gesundheit gelegt, deshalb müssen wir über so häufige Einflüsse wie das Passivrauchen mehr wissen“, meint Koenig.