Passivrauchen wurde bereits 1998 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft als erwiesenermaßen für den Menschen Krebs erzeugend eingestuft und sollte daher grundsätzlich vermieden werden. Neben Lungenkrebs kann Passivrauchen noch weitere Erkrankungen verursachen wie chronisch-obstruktive Atemwegserkrankungen (COPD), Herzkrankheiten und plötzlichen Kindstod. Das sind in der internationalen Fachwelt unstrittige Fakten. Eine Berechnung, die eine Abschätzung der Höhe der Belastung durch Passivrauch für nicht rauchende Beschäftigte im Gastgewerbe ermöglicht, haben kürzlich Wissenschaftler auf einem Symposium in Mannheim vorgestellt, das von der Berufsgenossenschaft für Nahrungsmittel und Gaststätten zum Thema „Passivrauch am Arbeitsplatz“ (23.-24. Oktober 2007) veranstaltet wurde. So ist das relative Risiko, an Lungenkrebs zu erkranken, in der am höchsten belasteten Gruppe der „Nie-Raucher“ verdoppelt. Zu diesem Ergebnis kommen Prof. Katja Radon, Leiterin der Arbeitsgruppe Arbeits- und Umweltepidemiologie & NetTeaching am Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin des Klinikums der Universität München, und Prof. Dennis Nowak, Direktor desselben Instituts, in ihrer Risikoberechnung für den meist tödlich verlaufenden Lungenkrebs. Da bis vor kurzem in den meisten deutschen Gastbetrieben geraucht werden durfte, sind Arbeitsplätze im Gaststättengewerbe - insbesondere in Bars, Kneipen und Diskotheken - häufig besonders hoch belastet und damit die hier arbeitenden Nichtraucher besonders betroffen.
In die Auswertung wurden rauchende und ehemals rauchende Beschäftigte des Gastgewerbes nicht einbezogen, da die Abgrenzung des beruflichen vom privaten Risiko schwierig ist. Die vorliegende Studie, gefördert von der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV), liefert nun wichtige Daten für die Frage der Verursachung von Lungenkrebs durch Passivrauchen. „Im Vergleich zu primär im Privaten durch Passivrauch belasteten, nicht rauchenden Büroangestellten ergeben sich demnach z.B. für Kellner in hoch belasteten Bars oder für Diskothekenmitarbeitern Hinweise darauf, dass das Lungenkrebsrisiko bereits nach 8-jähriger Vollzeittätigkeit verdoppelt ist“, berichtet Katja Radon. An diesen Arbeitsplätzen versterben nach 40-jähriger Tätigkeit 22 von 1000 Nichtrauchern zusätzlich an Lungenkrebs, verglichen mit 2 Lungenkrebsfällen pro 1000 Nichtraucher an gering belasteten Büroarbeitsplätzen. „Es besteht aus wissenschaftlicher Sicht kein Bedarf, weitere Studien durchzuführen und Entscheidungen damit herauszuzögern“, fügt Dennis Nowak hinzu. „Die Ergebnisse dieser Literaturauswertung werden dem Ärztlichen Sachverständigen für Berufskrankheiten beim Bundesministerium für Arbeit und Soziales vorgelegt werden, damit dieser die Beratung über Erkrankungen durch Passivrauch am Arbeitsplatz prüfen kann.“
Quelle: www.klinikum.uni-muenchen.de