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Opiode helfen Schwerkranken bei Atemnot

Fälle von schwerer Atemnot bei unheilbar Kranken können besonders effektiv mit Schmerzmitteln (Opioiden) gelindert werden. Dieses Studienergebnis der Forschungsstelle für Palliativmedizin an der Universität Bonn mag überraschen, da Opioide eigentlich die Atmung hemmen.

In der Palliativmedizin, die sich darum bemüht, die Beschwerden von unheilbar kranken Patienten zu lindern und ihnen ein Sterben in Würde zu ermöglichen, ist Atemnot (Dyspnoe) ein häufig auftretendes Symptom. Mit welchen Medikamenten die Symptome der Atemnot am effektivsten gelindert werden können, wurde jetzt systematisch im Rahmen einer Studie der Forschungsstelle für Palliativmedizin der Universität Bonn am Malteser Krankenhaus Bonn/Rhein-Sieg von Dr. Katri Elina Clemens gemeinsam mit Prof. Dr. Eberhard Klaschik untersucht. Das Ergebnis: Opioide - also Schmerzmittel, zu denen beispielsweise Morphine gehören - und Angst lösende Medikamente helfen den Betroffenen am besten. „Unsere Untersuchungen ergaben, dass die Patienten durch eine den Beschwerden angepasste Opioid-Dosis ruhiger und tiefer atmen“, berichtet Clemens. „Dies ist ein neuer Ansatz, da Schmerzmittel eigentlich die Atmung hemmen. In der richtigen Dosis können sie aber durchaus die Atemtätigkeit positiv beeinflussen. Eine zusätzliche Gabe von Sauerstoff, wie es oft praktiziert wird, lindert die Luftnot hingegen nicht.“ - „Das wissen wir Mediziner schon länger und natürlich wäre es deshalb wünschenswert, Opioide nicht nur im Hospiz, sondern auch auf den Palliativstationen einzusetzen“, kommentiert Prof. Dieter Köhler vom wissenschaftlichen Rat der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) und Leiter der Lungenklinik Kloster Grafschaft im nordrhein-westfälischen Schmallenberg die Ergebnisse. „Allerdings wird das noch zu wenig praktiziert.“

Die Opioide wirken, indem sie zum einen die Atemarbeit erniedrigen und die Atmung effektiver machen. Zum anderen dämpfen sie die emotionalen Reaktionen im Gehirn - wie Angst und Panik. „Unsere Studie hat gezeigt, dass Opioide auch zur Behandlung von Atemnot in der Palliativmedizin zugelassen werden sollten“, fasst Clemens zusammen. „Schließlich beobachten wir bei unserer Arbeit auf Palliativstationen oft, dass die Betroffenen unter extremer Atemnot leiden. Die Dyspnoe führt dazu, dass die Patienten in Panik geraten, wodurch sich ihr Zustand noch verschlimmert - ein Teufelskreis.“

Etwa 50 Prozent der Patienten, die einen fortgeschrittenen Tumor haben, leiden unter Luftnot. Bei Metastasen in der Lunge kann der Anteil sogar auf 70 bis 80 Prozent steigen. Häufigster Grund für das Auftreten von Luftnot ist eine erhöhte Atemarbeit aufgrund eingeengter Atemwege oder eines verkleinerten Lungengewebes.