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Nutzen einer neuen Behandlungsmethode bei schwerer COPD ist noch nicht abschätzbar

Die gezielte Lungendenervierung ist ein neues minimalinvasives, bronchoskopisches Therapieverfahren für COPD-Patienten, bei denen Medikamente keine ausreichende Linderung verschaffen. Weitere Studien sind aber unbedingt noch abzuwarten, betonen die Lungenärzte der Deutschen Lungenstiftung.

Atmen ist einfach, wenn man gesund ist. Demgegenüber sind bei Patienten mit der chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung COPD die Atemwege chronisch verengt und entzündet, oft auch stark verschleimt, sie müssen viel husten, leiden unter Atembeschwerden und Atemnot.In letzter Zeit wird öfter über eine neue Behandlungsmethode berichtet, die manchen COPD-Patienten, bei denen Medikamente nicht ausreichend Linderung verschaffen, möglicherweise helfen soll: die gezielte Lungendenervierung, auf englisch: targeted lung denervation, abgekürzt TLD. „Die  TDL ist eine minimalinvasive, bronchoskopische Behandlungsmethode mit dem Ziel, eine bleibende Bronchienerweiterung zu erreichen, indem die Signalübermittlung von überaktiven Nerven, die die Bronchien umgeben, durch den Einsatz von hochfrequenter elektrischer Energie (im Radiofrequenzbereich) gezielt unterbunden wird“, erläutert Prof. Adrian Gillissen, Stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Lungenstiftung und Direktor der Abteilung für Innere Medizin und Pneumologie von der Ermstalklinik Reutlingen-Bad Urach. Diese parasympathischen Nerven führen normalerweise durch die Ausschüttung von Acetylcholin zu einer Muskelkontraktion der die Bronchien ringförmig umfassenden, glatten Muskulatur und damit zu einer Verengung der Bronchien. Eine aktuelle, allerdings sehr kleine Studie zeigt, dass bei der TLD, die ungefähr eine Stunde dauert und angeblich in der Regel nur einmalig angewendet werden muss, weder Komplikationen noch bleibende, behandlungsbedürftige Nebenwirkungen auftreten. Vielmehr soll - wie die Studienautoren berichten - durch TLD bei Patienten, die trotz Medikamenten Atembeschwerden haben, eine Linderung der Symptome erreicht werden. Die Studienautoren versuchen den Effekt der Methode dadurch zu erklären, dass aufgrund der durch TLD verursachten Bronchienerweiterung sowohl die Entzündung als auch die Schleimproduktion in den Atemwegen geringer würden. In der Folge sollte es daher nach der Lungendenervierung seltener zu Infektionen, Verschlechterungen (sog. Exazerbationen) und Krankenhausbehandlungen kommen.

Ergebnisse laufender und größerer Studien sind noch abzuwarten

Derzeit laufen noch klinische Studien in sechs europäischen Ländern und eine weitere, größere ist für nächstes Jahr geplant. „Deren Ergebnisse sind aber definitiv noch abzuwarten, zumal der Plazebo-Effekt gerade bei operativen Verfahren enorm sein kann“, gibt Prof. Gillissen zu bedenken. „Insgesamt liegen derzeit nur sehr vorläufige Studienergebnisse vor, die auf keinen Fall falsche Hoffnungen wecken sollen. Vielmehr wollen wir die Patienten darüber informieren, was eine TLD ist und wie sie durchgeführt wird, aber auch betonen, dass es sich um ein noch wissenschaftlich zu untersuchendes Therapieverfahren handelt, dessen Effektivität und Nutzen noch nicht belegt sind“, betont Prof. Gillissen.

Was ist das Anliegen der Deutschen Lungenstiftung?

Der Deutschen Lungenstiftung liegt die Förderung von Forschungsaktivitäten auf dem Gebiet der Lungen- und Atemwegserkrankungen sehr am Herzen, da die Pneumologie im Vergleich zu anderen Fachgebieten zu wenig unterstützt wird. Auch in den Medien wird die Lungenheilkunde zu selten erwähnt. Deshalb investiert die Deutsche Lungenstiftung einen guten Teil der eingehenden Spenden in die Förderung der öffentlichen Aufklärung über pneumologische Themen sowie in die Förderung von Forschung auf dem Gebiet der Lungenheilkunde.


Quellen:
•    Pressemitteilung der European Respiratory Society vom 18.9.2018
•    Chest Physician, Online-Veröffentlichung am 3.10.2018
•    International Journal of Chronic Obstructive Pulmonary Disease, Online-Veröffentlichung am 16.7.2018