Bei Patienten mit der chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung COPD führt die ständige Verengung (Obstruktion) der Atemwege dazu, dass die Belastung der Atemmuskulatur stark ansteigt: Jeder Atemzug der Betroffenen ist mit erhöhtem Kraftaufwand verbunden. Wenn die Kapazität der Atemmuskulatur nicht mehr ausreicht, kommt es zu einer unbewussten Abflachung der einzelnen Atemzüge und zu einer erhöhten Atemfrequenz. Allerdings wird durch die schnellere, abgeflachte Atmung weniger Sauerstoff aufgenommen und vor allem wird das Kohlendioxid, das kontinuierlich im Körper entsteht, nicht mehr vollständig abgeatmet. Das Kohlendioxid kann sich im Körper ansammeln und dann zahlreiche Stoffwechselvorgänge empfindlich stören. Konkret bedeutet das für die Patienten eine noch schlechtere körperliche Belastbarkeit und eine höhere Anfälligkeit für Infekte und Exazerbationen.
Die einzige Therapie für die überlastete Atemmuskulatur ist eine mechanische Beatmung. Bei Patienten mit schwerer COPD erfolgt das heute meistens in Form von nicht-invasiver Beatmung (NIV): Mit Hilfe von Masken, die im Bereich von Mund und Nase luftdicht abschließen, können die Patienten für einige Stunden täglich mit einem speziellen Beatmungsgerät zu Hause (außerklinisch) beatmet werden. Nach bisherigem Wissen profitieren nur Patienten mit weit fortgeschrittenem Krankheitsbild von dieser Therapieform, eine Verallgemeinerung auf alle COPD-Patienten ist nach heutigem Wissensstand nicht möglich.
Diese Therapieform ist für den Patienten gewöhnungsbedürftig und muss individuell mithilfe eines Atmungstherapeuten angepasst werden. Dazu ist in der Regel ein stationärer Aufenthalt von drei bis fünf Tagen erforderlich. Aus einer riesigen Auswahl von Beatmungsmasken muss für den individuellen Patienten die richtige gefunden werden. Außerdem gibt es eine Vielzahl von Beatmungsgeräten und Einstellungsmöglichkeiten, die ebenfalls nur durch klinische Testung optimal auf den Patienten angepasst werden können. Die entscheidende Untersuchung, ob die Beatmungseinstellung passt, ist die Messung der Blutgase durch eine kleine Blutprobe. Die Handhabung der Gerätschaften ist für den geschulten Patienten einfach. Die Beatmungsmaske kann jederzeit selbständig an- und abgelegt werden.
Während der maschinellen Beatmung übernimmt das Beatmungsgerät die Arbeit des Zwerchfells. Das Zwerchfell und die weiteren Atemmuskeln werden dadurch in einen Ruhe- und Erholungszustand versetzt. Die Theorie geht davon aus, dass ähnlich wie bei einem Wanderer, der nach einer langen Gehstrecke eine Pause einlegt und seine Beinmuskeln entspannt, auch das Zwerchfell von einer „Auszeit“ profitiert. Wenn die Muskeln nicht beansprucht werden, können sie sich erholen und nach einiger Zeit mit frischer Kraft wiedereingesetzt werden. Im Falle der Atemmuskulatur sollte also nach einer Beatmungsphase von ca. 6 Stunden eine regenerierte Atempumpe zur Verfügung stehen. Der Patient soll dann während seiner normalen Spontanatmung ohne Maske von größerer körperlicher Leistungsfähigkeit und deutlich weniger Luftnot profitieren.
Studien zufolge ist die Langzeit-NIV eines der wenigen Verfahren im Bereich der pneumologischen Therapien, für das ein deutlich positiver Effekt auf die Gesamtsterblichkeit gezeigt werden konnte. Darüber hinaus hat sich gezeigt, dass die Lebensqualität in der Kontrollgruppe gleichbleibt, während die Angaben der beatmeten Patienten auf eine relevante (und statistisch signifikante) Besserung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität hinweisen. Außerdem führt die Beatmung tendenziell zu einer besseren körperlichen Leistungsfähigkeit, der sich mit zunehmender Dauer der Beatmung noch verstärkt.
Passend zu diesem Thema hat der COPD Deutschland e.V. in Zusammenarbeit mit der Patientenorganisation Lungenemphysem-COPD Deutschland einen Patientenratgeber mit dem Titel: „ Nicht-invasive Beatmung - BiPAP bei COPD und Lungenemphysem - Was ist notwendig, was ist medizinisch sinnvoll?“ herausgegeben, den Sie sich in den Ausstellungszelten an den Ständen 1 und 33 kostenlos abholen können. (Ausstellungsplan siehe Seiten 14-15)
Quelle: Vortrag von PD Dr. med. Thomas Köhnlein, niedergelassener Facharzt für Innere Medizin, Pneumologe und Schlafmedizin im Facharztzentrum Teuchern auf dem 12. Symposium Lunge am Samstag, den 7. September 2019 von 9:00 -17:00 Uhr in Hattingen (NRW).
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