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Nicht-invasive Beatmung erfolgreicher als alleinige Sauerstofftherapie

Erneut belegt eine Studie, dass eine nächtliche Maskenbeatmung (nicht-invasive Heimbeatmung) eine wichtige Therapieoption bei hyperkapnischen COPD-Patienten ist.

Die Wirkung einer nicht-invasiven Heimbeatmung als einer nicht-medikamentösen Therapie wurde jetzt erneut in einer britischen Studie mit Patienten mit schwerer COPD sehr eindrucksvoll nachgewiesen (siehe JAMA, Online-Veröffentlichung am 6.6.2017). An der Studie eines Teams um  Prof. Nickolas Hart von der Lane Fox Unit, Guy’s and St Thomas’ NHS Foundation Trust und Dr. Patrick Murphy vom King‘s College London nahmen 116 hyperkapnische COPD-Patienten nach einer lebensbedrohlichen Verschlechterung (Exazerbation) teil, die in zwei Gruppen eingeteilt wurden: Die eine Gruppe wurde mit Langzeit-Sauerstofftherapie behandelt, die andere erhielt ebenfalls Sauerstoff, aber zusätzlich eine häusliche, nicht-invasive Beatmungstherapie.

Es zeigte sich, dass bei den Patienten mit zusätzlicher Beatmungstherapie die Zeit bis zum nächsten Krankenhausaufenthalt oder Tod um 50 % verlängert werden konnte. Das Risiko im Folgejahr stationär behandelt zu werden oder zu sterben, wurde um 17 % gesenkt und die gefährlichen Exazerbation wurden um 35 % gesenkt.

„Die Ergebnisse der britischen Studie belegen eindrucksvoll, dass eine nächtliche ‚Maskenbeatmung‘ eine wichtige Therapieoption bei hyperkapnischen COPD-Patienten ist“, erklärt Prof. Carl-Peter Criée, Vorsitzender der Deutschen Atemwegsliga. Verantwortlich dafür sind zwei Effekte: Durch die nicht-invasive Beatmungstherapie wird einerseits das Kohlendioxid (CO2) ausgewaschen, und andererseits kann sich die Atemmuskulatur des Patienten wieder erholen.
Prof. Wolfram Windisch, Kliniken der Stadt Köln, federführender Autor der Leitlinie zur außerklinischen Beatmung ergänzt: „Wir konnten diese Wirkung der Beatmungstherapie bei hyperkapnischen Patienten bereits 2014 in einer Deutsch-Österreichischen Studie nachweisen (siehe Lancet Respiratory Medicine 2014, Band 2/9, Seite:698-705). Diese Studie hat stabile COPD-Patienten untersucht. Die Kollegen aus Großbritannien haben nun gezeigt, dass die Beatmungstherapie zu Hause auch COPD-Patienten hilft, die gerade eine Exazerbation überstanden haben.“

Die Studienergebnisse werden in die gerade kurz vor Veröffentlichung stehenden Deutschen Leitlinien zur COPD bzw. zur nicht-invasiven und invasiven Beatmung einfließen. „Vielen Patenten, aber auch vielen niedergelassenen Ärzten, ist die Wirkung der häuslichen nächtlichen Beatmung aber offenbar noch nicht klar“, meint Prof. Windisch. „Es wird eine wichtige Aufgabe in den nächsten Jahren sein, Versorgungskonzepte zu entwickeln, die die ambulante und stationäre Betreuung der Beatmungspatienten in Deutschland sicherstellen.“

Häufige Missverständnisse zur außerklinischen Heimbeatmung:

  1. Sind Sauerstofftherapie und Beatmungstherapie dasselbe?
    Nein, bei der Sauerstofftherapie (richtiger: Langzeit-Sauerstofftherapie) wird über eine Nasenkanüle hochprozentiger Sauerstoff der Atmung zugefügt.
    Bei der nicht-invasive Beatmung (NIV) hingegen wird normale Umgebungsluft über eine Maske in die Atemwege „gepumpt“, durch einen Wechsel der Druckniveaus wird die Einatmung (hoher Druck) bzw. Ausatmung (geringer Druck) durch ein Gerät unterstützt. Die nicht-invasive Beatmung kann auch mit Sauerstoffgabe kombiniert werden.
  2. Welcher Patient mag den ganzen Tag mit einer Beatmungsmaske herumlaufen?
    Die NIV wird in der ganz überwiegenden Zahl der Fälle nachts während des Schlafs angewendet. Durch die Beatmung kann sich der COPD-Patient besser erholen und eine zu hohe CO2-Konzentration im Blut wird vermieden.
  3. Ist die Beatmung eine Maßnahme für eine kurzzeitige, präfinale Lebensverlängerung?
    Die Beatmungstherapie erhält die Mobilität der Patienten und steigert die Lebenserwartung. Zudem ermöglicht die Beatmung vielen Patienten mit schwerer COPD Lebensjahre mit gesteigerter Lebensqualität. Im engeren Sinne handelt es sich also nicht um eine „palliativmedizinische Maßnahme“.
  4. Oft wird auch von Heimbeatmung gesprochen. Heißt das, dass die Beatmung in einem Pflegeheim erfolgt?
  5. Die Begriffe „Heimbeatmung“ und „häusliche“ oder „außerklinische Beatmung“ werden synonym verwendet. Die Begriffe unterstreichen, dass der Patient nicht in einer Klinik die Therapie anwendet, sondern in den allermeisten Fällen zu Hause.

Quelle: Deutsche Atemwegsliga e.V.