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Neues Transportsystem für Spenderlungen verbessert Transplantationserfolg

Für den Transport ins Transplantationszentrum müssen Spenderlungen normalerweise auf Eis gelegt werden. Ein portables System, mit dem die Lunge bei Körpertemperatur in einer speziellen Nährlösung beatmet wird, macht dies nun überflüssig. Es erlaubt eine kontinuierliche Durchblutung der Lunge, wodurch die bei kühler Lagerung üblicherweise eintretende Minderdurchblutung oder ein vollständiger Durchblutungsausfall (Ischämie) verhindert wird.

Eine Transplantation ist mit einigen Schwierigkeiten behaftet: Wenn für einen Patienten endlich ein passendes Organ gefunden wurde, muss die Funktionsfähigkeit der Spenderlunge trotz fehlender Blutversorgung so lange erhalten werden, bis das Organ an den neuen Blutkreislauf angeschlossen ist. Im Standardfall wird die Lunge deshalb nach Entnahme auf Eis gelegt. Erfahrungsgemäß jedoch verschlechtert sich die Organfunktion infolge der fehlenden Blut- und Nährstoffversorgung bei kalter Lagerung fortschreitend, wodurch es zu Komplikationen nach der Transplantation kommt.

Auf dem 24. Internationalen Transplantationskongress in Berlin haben Experten jetzt ein neues Lagerungssystem namens Organ Care System (OCS) mit künstlicher Perfusion vorgestellt. Mithilfe des neuen Systems wird die dem Spender entnommene Lunge bei Körpertemperatur in einer speziellen Nährlösung beatmet Dabei wird die Lungenfunktion kontinuierlich überwacht, sodass beispielweise Flüssigkeitseinlagerungen noch vor der Implantation abgebaut werden können. Außerdem ist das System portabel: Dies erspart die kalte Lagerung der Lunge, die bei stationären Perfusionssystemen auf dem Weg zum Transplantationszentrum notwendig wird. So wird eine kontinuierliche Durchblutung der Lunge ermöglicht und die bei kühler Lagerung üblicherweise eintretende vier- bis sechsstündige Minderdurchblutung oder ein vollständiger Durchblutungsausfall (Ischämie) verhindert.

Eine im Herbst 2011 gestartete internationale Multicenter-Studie (OCSTM Lung INSPIRE Trial) mit geplanten 264 Patienten zwischen 18 und 64 Jahren vergleicht die Effektivität des OCS und kühler Lagerung des Transplantats. Erste Zwischenergebnisse hat Privatdozent Dr. Gregor Warnecke von der Medizinischen Hochschule Hannover auf dem Transplantationskongress in Berlin vorgestellt. Alle Patienten überlebten die ersten 30 Tage nach dem Eingriff. Primäre Funktionsstörungen des Transplantats (sog. Primary Graft Dysfunction, Grad 3) traten bislang jedoch ausschließlich bei Patienten auf, deren Transplantat vor der Implantation gekühlt worden war.

Mit Systemen der künstlichen Perfusion verbindet sich die Hoffnung, künftig mehr Spenderorgane erhalten zu können. Schließlich lassen sich derzeit nicht einmal 30 Prozent der theoretisch verfügbaren Spenderlungen tatsächlich für eine Transplantation nutzen. Außerdem sterben noch immer 15 bis 35 Prozent der auf der Warteliste stehenden Patienten, bevor ein geeignetes Organ für sie gefunden wird.

Quelle: Ärzte Zeitung