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Neues Mittel gegen Antibiotikaresistenzen in Entwicklung

Tuberkulose-Bakterien wehren sich gegen Antibiotika, indem sie diese aus ihrem Zellinneren abpumpen. Wenn man diesen Pumpmechanismus blockiert, lässt sich die Wirksamkeit gängiger TB-Medikamente offenbar verbessern.

Antibiotikaresistenzen sind weltweit auf dem Vormarsch. Gerade für die Behandlung von Infektionskrankheiten wie Tuberkulose (TB) wird das zu einem Problem, da es nur wenige Wirkstoffe gegen diese Erkrankungen gibt. Pharmazeuten der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) haben jetzt einen Weg gefunden, wie sich die Wirksamkeit eines gängigen TB-Wirkstoffs verstärken und gleichzeitig die Resistenz dagegen verringern lässt (siehe Molecules, Online-Veröffentlichung am 2.4.2018)

Tuberkulose ist eine Krankheit, die durch das Bakterium Mycobacterium tuberculosis übertragen wird und häufig die Atemwege befällt. Normalerweise wird TB mit Antibiotika behandelt. „Zunehmend bilden die Bakterien aber Resistenzen gegen die gängigen Antibiotika aus“, erläutert Prof. Dr. Andreas Hilgeroth vom Institut für Pharmazie der MLU. Springt ein Patient nicht auf die Standardtherapie an, müssen stärkere Mittel eingesetzt werden, die mitunter aber stärkere Nebenwirkungen haben. Zudem können Bakterien auch gegen diese stärkeren Antibiotika Resistenzen bilden. Ist ein Bakterienstamm gegen mehre Antibiotika resistent, spricht man von einer multiresistenten Tuberkulose. 2016 zählte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) 490.000 Fälle von multiresistenten TB-Erkrankungen.

Um diesem Problem zu entgehen, verfolgten hallesche Forscher einen alternativen Ansatz: Anstelle eines neuen Wirkstoffs suchten sie nach einer Möglichkeit, die Wirksamkeit bestehender Medikamente zu verbessern. Die Tuberkulose-Bakterien wehren sich gegen die Antibiotika, indem sie die Substanzen aus ihrem Zellinneren abpumpen, bevor diese ihre Wirkung entfalten können. „Wenn man diesen Pumpmechanismus innerhalb der Bakterien blockiert oder zumindest behindert, lässt sich die Wirksamkeit gängiger Medikamente womöglich verbessern“, erklärt Hilgeroth. Dafür entwickelten die Pharmazeuten eine neue chemische Verbindung, kombinierten sie mit gängigen Tuberkulose-Antibiotika und überprüften deren Wirksamkeit. Sie konnten nachweisen, dass die Verbindung speziell mit dem Antibiotikum Isoniazid sehr gute Ergebnisse erzielt und den Pumpmechanismus in den Bakterien blockiert. „So kann das Isoniazid seine Wirkung besser entfalten“, fasst Hilgeroth zusammen.

Tuberkulose gehört zu den weltweit am häufigsten verbreiteten, oft tödlich verlaufenden Infektionskrankheiten. Schätzungen der WHO zufolge sind 2016 etwa 1,6 Millionen Menschen an der Krankheit gestorben.

Quelle: Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg