Für Patienten mit einer schweren chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) gibt es jetzt ein neues Medikament mit dem Wirkstoff Roflumilast, der das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamt und so die Lebensqualität der Betroffenen erheblich verbessern kann. Darauf weisen die Lungenärzte der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) in Werne hin. „Die bisher verfügbaren Medikamente wirken weitgehend symptomatisch und konnten weder den krankheitsbedingten Verlust der Lungenfunktion noch die Entzündungsprozesse in der Lunge effektiv eindämmen“, erläutert Prof. Helgo Magnussen vom wissenschaftlichen Beirat der DGP und Ärztlicher Direktor des Krankenhauses Großhansdorf, Zentrum für Pneumologie und Thoraxchirurgie. „Demgegenüber ist der Wirkstoff Roflumilast (PDE 4 Hemmer) ein Enzym, das in die Entzündungsprozesse bei der COPD eingreifen kann, so dass sowohl die pulmonale als auch die systemische Entzündung zurückgehen. Dieser antientzündliche Prozess schlägt sich in einer Verbesserung der Lungenfunktion nieder.“
In Deutschland 730.000 Patienten als ZielgruppeIn Deutschland sind gegenwärtig mehr als sechs Millionen Menschen an COPD erkrankt, wobei rund 730.000 an schwerer COPD leiden, auf die das neue Medikament abzielt. „Ab Schweregrad III sprechen wir von einer schweren COPD“, erklärt Magnussen. „In diesem Stadium wird der Atem bereits bei der geringsten körperlichen Belastung oder sogar auch schon in Ruhe knapp. Bei der Lungenfunktionsprüfung erreichen die Werte für die so genannte Einsekundenluft (FEV1) weniger als 50 Prozent des Sollwerts.“
Bei Gewichtsverlust den Arzt informierenDas neue Medikament wurde in klinischen Studien bei über 13.000 Patienten mit Husten und Auswurf und dem Risiko einer schrittweisen Verschlechterung der COPD-Erkrankung getestet, wobei keine Wechselwirkungen mit inhalativen Atemwegspräparaten beobachtet wurden. „Roflumilast ermöglicht daher eine Kombinationstherapie mit allen wichtigen Medikamenten zur Bekämpfung von COPD“, berichtet Magnussen. „Die Tablette wird zusätzlich zu den gewohnten Medikamenten täglich eingenommen, wobei es einige Wochen dauern kann, bis ein spürbarer Effekt auftritt. Auch deshalb sollte die Therapie mit Roflumilast von einem Bronchien erweiternden Medikament begleitet werden. Die häufigsten Nebenwirkungen, die bei den Studienteilnehmern beobachtet wurden, waren Übelkeit, Kopfschmerz und Gewichtsverlust, meist allerdings nur leicht und nur vorübergehend ausgeprägt. Daher werden die Patienten darüber aufgeklärt, regelmäßig ihr Körpergewicht während der Therapie mit Roflumilast zu kontrollieren und den Arzt bei größeren Abweichungen zu informieren. Patienten mit herabgesetzter Immunabwehr, Leberfunktionsstörungen oder suizidalem Verhalten in der Vergangenheit aufgrund von Depressionen ist Roflumilast allerdings nicht zu empfehlen.“