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Neues Konzept für die Behandlung von COPD-Patienten

Ein neues Diagnose- und Therapiekonzept für die Behandlung von Patienten mit einer chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) wendet sich von der bisher üblichen Krankheits-Schweregrad-Einteilung ab. Stattdessen sollen künftig auch die Art der gesundheitlichen Beschwerden (Symptome) und die Häufigkeit von Verschlechterungsschüben (Exazerbationen) mit einbezogen und zusätzliche Begleiterkrankungen stärker berücksichtigt werden.

COPD ist eine Erkrankung, die sehr viele unterschiedliche Gesichter hat, was die Art der gesundheitlichen Beschwerden (Symptome), Häufigkeit von Verschlechterungsschüben (Exazerbationshäufigkeit) und Anzahl zusätzlicher Begleiterkrankungen (Komorbiditäten) der Patienten angeht. All diese Faktoren beeinflussen die Aussichten (Prognose) der Betroffenen entscheidend. Unter den zusätzlichen Begleiterkrankungen am häufigsten sind Herz-Gefäß-Krankheiten (kardiovaskuläre Erkrankungen), Osteoporose und Depressionen. Daher könne man COPD-Patienten nicht ausschließlich anhand des im Lungenfunktionstests (Spirometrie) gemessenen FEV1-Wertes verschiedenen Krankheitsschweregraden zuteilen. Diese Meinung äußerten verschiedene Lungenexperten auf einer Presseveranstaltung vor dem 8. Pneumo-Update in Wiesbaden. „Die eindimensionale Stratifizierung nach der Einsekundenkapaziät, d.h. der spirometrischen Messung des FEV1-Wertes, sei nicht ausreichend“, betont Prof. Claus Vogelmeier aus Marburg. Die Entwicklung eines neuen Diagnose- und Therapiekonzeptes, das sich von der bisher üblichen eindimensionalen Schweregradeinteilung abwende und die Symptome des Patienten, die Häufigkeit der Exazerbationen sowie Komorbiditäten mit einbeziehe sei Ziel der neuen GOLD-Leitlinie, so Vogelmeier.

Eine Verengung der Atemwege (Atemwegsobstruktion) allein sage nichts über die tatsächliche Krankheitslast des Patienten bzw. die Gefahr zu sterben (Morbiditäts- und Mortalitäts-Risiko) aus, meint Vogelmeier. Die Stadieneinteilung I bis IV der bisherigen GOLD-Klassifikation über den FEV1-Wert soll daher künftig ergänzt werden durch eine Erhebung der klinischen Symptome (evaluierbar über den CAT = COPD Assessment Test), der Anzahl der Verschlechterungsschübe (Exazerbationen) sowie des Vorhandenseins von zusätzlichen Begleiterkrankungen (Komorbiditäten).

Patienten mit zwei oder mehr Exazerbationen sind Hochrisikopatienten
Die Ermittlung der Krankheitsbeschwerden (mithilfe des COPD-Assessment Tests) und der Häufigkeit von Verschlechterungsschüben plus der bisherigen GOLD-Klassifikation erlaube schließlich eine Einteilung in vier Phänotypen A-D mit niedrigem bis sehr hohem Risiko.
Diese Einteilung in vier Risikoklassen A bis D erleichtere dann auch die Therapieauswahl: COPD-Patienten mit häufigen Exazerbationen sollten besonders von dem selektiven Phosphodiesterase-4-Hemmer Roflumilast profitieren, da mit diesem Wirkstoff in Kombination mit einem langwirksamen Beta-2-Agonisten die Zahl der Exazerbationen in mehreren klinischen Studien deutlich gesenkt werden konnte (siehe European Respiratory Journal 2011, Band 38, Seite: 553-560). Die neue GOLD-Leitlinie empfiehlt daher Roflumilast ergänzend zur Basistherapie bei COPD-Patienten ab Stadium III mit zwei oder mehr bisherigen Exazerbationen.

Nach Angaben der Experten ist Roflumilast bisher der einzige Wirkstoff, der gezielt die COPD-spezifische Entzündung hemmt. Diese Bekämpfung der Entzündung könne zu einer Verbesserung der Lungenfunktion der Patienten führen und habe gleichzeitig auch positive Effekte auf Komorbiditäten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Diabetes, betont Prof. Helgo Magnussen aus Großhansdorf. Außerdem lasse sich mit Roflumilast das Auftreten von Exazerbationen weitmöglichst eindämmen (Prävention), wobei auch gezeigt werden konnte, dass der Wirkstoff sehr gut mit den bisher verfügbaren Arzneimitteln (mit Bronchodilatatoren und Kortikosteroiden) kombiniert werden kann und sogar einen darüber hinaus gehenden Therapieerfolg erziele.