Asthma bronchiale ist eine entzündliche Reaktion der Bronchialschleimhaut, die zu einer Verengung der Atemwege und damit zu Luftnot, Husten, Atemgeräuschen und einer deutlichen Beeinträchtigung der Lebensqualität mit chronischen Veränderungen der Lunge führt. Diese Krankheit gehört zu den häufigsten chronischen Lungenerkrankungen im Kindesalter. Etwa 15% der deutschen Kinder zwischen 6 und 16 Jahren leiden darunter, in Australien, England und den USA sind bis zu 30% betroffen. Als Ursache für die Entstehung von Asthma bronchiale werden einerseits Umweltfaktoren, andererseits aber auch bestimmte Erbfaktoren vermutet. Zahlreiche Variationen verschiedener Gene werden bereits für die Entstehung von Allergien und allergischen Krankheiten wie Neurodermitis, Heuschnupfen und eben Asthma verantwortlich gemacht. Jetzt haben internationale Forscher im Rahmen der so genannten Multicentre Asthma Genetics in Childhood Study (MAGICS, geleitet von Dr. Michael Kabesch an der Münchner Universitätskinderklinik) - darunter auch die Abteilung für Experimentelle Pneumologie an der Bochumer Ruhr-Universität unter Leitung von Prof. Dr. Albrecht Bufe - eine Genvariante entdeckt, die offenbar erheblich zum Asthmarisiko im Kindesalter beiträgt. Je nach Art der vorliegenden Genveränderung haben betroffene Kinder ein um etwa 50 Prozent erhöhtes Risiko, an Asthma zu erkranken.
In einer groß angelegten Studie mit 2.643 Kindern sind die Forscher durch Vergleiche der gesamten Genausstattung (genome wide screening) von über 1200 gesunden Kindern und knapp 1000 Patienten, die seit ihrer Kindheit an Asthma leiden, auf bestimmte Genvarianten im Chromosom Nummer 17 (genauer: in der Sequenz 17q21) aufmerksam geworden, welche die Bildung bestimmter Eiweißstoffe (der Protein-Gruppe ORMDL3) steuern. Das Ziel eines genome wide screening besteht darin, Variationen in den Genen - etwa auf Grund des Austausches einzelner Bausteine der Erbsubstanz, was häufig vorkommt und keineswegs krank machen muss - daraufhin zu untersuchen, ob sie häufig gekoppelt mit einer bestimmten Erkrankung auftreten. „Bei rund 40.000 menschlichen Genen ist das wie am Himmel nach Sternen suchen“, illustriert Prof. Bufe. Letztendlich stellten die Forscher bei ihrer Untersuchung fest, dass die betreffenden Varianten (in der Gensequenz 17q21 und die Protein-Gruppe ORMDL3 betreffend) deutlich häufiger bei Kindern auftreten, die an Asthma leiden. Solche Gen-Variationen seien insofern mit einem deutlich erhöhten Asthmarisiko verbunden, schreiben die Forscher in der aktuellen Online-Ausgabe des Wissenschaftsmagazins Nature.
Die Funktion der Gene, die für die Bildung der Proteine aus der Gruppe ORMDL3 verantwortlich sind, ist allerdings noch völlig unbekannt. „Wir wissen lediglich, dass diese Gensequenzen im Endoplasmatisches retikulum endoplasmatischen Retikulum, vor allem aber in Immunzellen, abgelesen werden“, erklärt Prof. Bufe. „Wir haben hier etwas völlig Unbekanntes, Neues gefunden - das eröffnet uns möglicherweise eine ganz neue Perspektive im Verständnis von kindlichem Asthma.“ Da Asthma nicht ausschließlich von den Genen abhängt, sondern auch durch Umweltreize ausgelöst wird, müssen genetisch vorbelastete Kinder aber nicht zwingend erkranken: Durch ein Training des Immunsystems Training des Immunsystems im ersten Lebensjahr verringert sich das Asthmarisiko, wie Untersuchungen einer deutsch-österreichisch-schweizerischen Arbeitsgruppe um Prof. Dr. Erika von Mutius an der Münchner Universitätskinderklinik mit Beteiligung der Experimentellen Pneumologie in Bochum ergeben haben. Langfristiges Ziel sei es, solche Umweltfaktoren, die vor Asthma schützen können, zu finden und die Mechanismen, die im frühen Kindesalter zu einer Toleranz des Immunsystems gegenüber Allergien und Asthma beitragen, besser zu verstehen. „Und dabei spielen die genetischen Variationen offensichtlich eine bedeutsame Rolle“, so Prof. Bufe.
Quelle: Nature advance online, veröffentlicht am 4.7.2007.
Zusammenfassung (abstract)
http://www.aerzte-im-netz.eu/app/query/asthma
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