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Neuer Therapieansatz für Lungenhochdruck

Mit einem Diabetes-Medikament (Pioglitazon) ließ sich - zumindest im Tierversuch mit Ratten - eine Form des Lungenhochdrucks (die pulmonale arterielle Hypertonie) - rückgängig machen und ein Rechtsherzversagen verhindern. Das berichten Forscher der Medizinischen Hochschule Hannover.

Lungenhochdruck (pulmonale Hypertonie, PH) ist der Oberbegriff für Erkrankungen, bei denen die Lungengefäße verengt und der Druck in ihnen chronisch erhöht ist. Die Betroffenen sind kurzatmig und körperlich wenig belastbar. Eine Form des Lungenhochdrucks ist die pulmonal arterielle Hypertonie (PAH). Gegen diesen erhöhten Druck muss das rechte Herz stark pumpen, damit die Lunge gut durchblutet wird, was langfristig zu mehr Muskelmasse des rechten Herzens und schließlich zu einer Herzmuskelschwäche führt. Ursachen der PAH können Linksherz-, chronische Lungen- und rheumatische Erkrankungen sowie bestimmte angeborene Herzfehler sein.

Lungenhochdruck ist bislang nicht heilbar. Es gibt – abgesehen von einer Lungentransplantation als letztem Schritt - lediglich Medikamente, mit denen die Lebensqualität der Betroffenen Menschen verbessert werden kann. Einen neuen, vielversprechenden Ansatz zur Behandlung von Lungenhochdruck und der damit verbundenen Pumpschwäche der rechten Herzkammer (Rechtherzinsuffizienz) hat nun ein Wissenschaftlerteam der Klinik für Pädiatrische Kardiologie und Pädiatrische Intensivmedizin an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) gefunden: Mit dem Diabetes-Medikament Pioglitazon konnte das Team im Rattenmodell eine Form des Lungenhochdrucks, die pulmonale arterielle Hypertonie (PAH), rückgängig machen und ein Rechtsherzversagen verhindern (siehe Science Translational Medicine, Online-Veröffentlichung am 25.4.2018). Die Arbeitsgruppe konnte zuvor bereits zeigen, dass bei PAH der Zuckerstoffwechsel in den Lungengefäßen und der Fettstoffwechsel im Herzen gestört sind.

Das Diabetes-Medikament Pioglitazon konnte die grundlegenden Fehlregulationen im Stoffwechsel des Herzens und in der Lunge korrigieren – und zwar, indem es das Molekül PPARG (abgekürzt aus dem Englischen: Peroxisome proliferator-activated receptor gamma) und die Fettsäureoxidation aktiviert. Unter anderem bildete sich in der rechten Herzkammer das mit der Erkrankung entstandene Bindegewebe (Fibrose) zurück, und der Fettstoffwechsel normalisierte sich so, dass mehr Energieträger und weniger giftige Fetttröpfchen gebildet wurden. Zudem stellte sich die Ordnung der Mitochondrien wieder her. In der Lunge machte Pioglitazon die krankhaften Blutgefäßverengungen rückgängig. Bei all diesen Prozessen spielen spezifische Genregulationen, kleine RNA-Moleküle (miRNA) und der Fettstoffwechsel eine besondere Rolle.

Die wichtigsten krankhaften Veränderungen konnte das Forscherteam auch in menschlichem Lungengewebe von PAH-Patienten nachweisen. „Der neue therapeutische Ansatz bei PAH und Herzschwäche könnte auch bei der Entwicklung von Therapien anderer Herz- und Lungenerkrankungen sowie Krebs- und Bindegewebserkrankungen helfen“, meint Prof. Dr. Georg Hansmann von der Medizinischen Hochschule Hannover. „Zudem zeigten wir erstmalig in Tiermodellen und Herz-Lungen-Geweben von PAH-Patienten nach Herz-Lungen-Transplantation, dass der Fettstoffwechsel in der Herzkammer auch unabhängig von der Druckerhöhung im Lungenkreislauf unter anderem durch PPARG-Mangel im Herzen gehemmt und therapeutisch effektiv durch PPARG-Aktivatoren wie Pioglitazon gut beeinflussbar ist.“

Quelle: Medizinische Hochschule Hannover