Lungenkrebs ist die am häufigsten zu Tode führende Krebsart, die mehr Menschen pro Jahr tötet als Brust-, Prostata- und Darmkrebs zusammengenommen. Die bisher zur Verfügung stehenden Therapieformen – Operation, Bestrahlung und Chemotherapie – können nur Linderung schaffen, wenn sie möglichst früh zum Einsatz kommen, in fortgeschrittenen Stadien allerdings nicht mehr viel ausrichten. Jetzt hat ein US-koreanisches Forscherteam eine neuartige, gentechnische Therapiemethode an Mäusen getestet – mit viel versprechendem Ergebnis. Wie die Wissenschaftler um Myung-Haing Cho im American Journal of Respiratory and Critical Care Medicine (2009, Band 179, Seite 1131-1140) berichten, haben sie eine Krebs hemmende Substanz (CTMP) direkt an den Wirkort – nämlich die Lungen der Versuchstiere - gebracht, indem sie die Mäuse einen viralen Vector (Lentivirus), der in verdampfter Form in einem Aerosol enthalten war, inhalieren ließen. „Aerosole sind eine Mischung aus Gasen und kleinsten Flüssigkeitströpfen bzw. Partikeln, die über die Nase eingeatmet ganz spezifisch zur Lunge gelangen und dort ihre Wirkung effektiver entfalten können, als zum Beispiel durch Einträufeln oder intravenöse Injektion“, erklärt Cho.
CTMP (carboxyl-terminal modulator protein) ist ein Eiweißstoff, der ganz gezielt den so genannten Akt-Signalweg hemmen kann, den die Tumorzellen zur Zellteilung und für das Tumorwachstum benötigen. Der im Experiment benutzte Lentivirus-Vector kann im Gegensatz zu anderen Vektoren Zellen, die sich gerade nicht teilen, infizieren, und dann deren genetische Programmierung mit dem eingeschleppten Gen gezielt verändern. Das diesen Vektor mit dem Krebshemmstoff CTMP enthaltende Aerosol wurde in Cho’s Untersuchung zweimal die Woche von unterschiedlich alten, an Lungenkrebs erkrankten Mäusen für eine Dauer von vier Wochen über die Nase inhaliert.
Ergebnis: Die wiederholte Anwendung des Aerosols führte in unterschiedlichen Lungenkrebsstadien zu einer deutlichen Verringerung des Tumorwachstums. Sowohl die Masse als auch die Anzahl und das Volumen der Lungentumore nahmen deutlich ab. Offenbar kann CTMP sowohl den programmierten Zelltod (Apoptose) der Krebszellen vorantreiben als auch die Bildung von Blutgefäßen zur Tumorversorgung unterbinden. „Die Übertragung von Genen mittels Aerosolen bietet viele Vorteile gegenüber anderen, invasiveren Methoden und stellt einen sehr viel versprechenden Ansatz dar, Lungenkrebs - aber auch viele andere Lungenerkrankungen - künftig erfolgreicher therapieren zu können“, meint Cho.