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Neuer Marker für Asthmaverlauf?

Schwere Asthmatiker bilden offenbar große Mengen an bestimmten Abwehrstoffen - und zwar gegen den Insektenbaustein Chitin - die sich in ihrem Blut nachweisen lassen und daher künftig womöglich als Marker für den weiteren Verlauf der Krankheit dienen könnten. Das berichten Forscher im New England Journal of Medicine.

Eigentlich ist Chitin ein Baustein, der vor allem bei Insekten und Pilzen vorkommt. Jetzt berichten Forscher aus den USA und Frankreich in der Fachzeitschrift New England Journal of Medicine (NEJM 2007; 357: 2016-2027 ), dass Patienten, die unter schwerem Asthma leiden, vermehrt Abwehrstoffe gegen Chitin bilden, die sich in ihrem Blut nachweisen lassen (YKL-40). Das würde die so genannte Hygiene-Hypothese unterstützen, die besagt, dass das Immunsystem vieler Menschen heutzutage wegen zunehmender und teils übertriebener Hygiene und der daraus folgenden mangelnden Notwendigkeit, sich gegen ernsthafte Infektionen zur Wehr setzen zu müssen, nicht genügend ausgelastet ist und deshalb überschießend (allergisch) reagiert. So erklärt man sich die wachsende Verbreitung von allergischen Erkrankungen, für die kennzeichnend ist, dass die Körperabwehr auf eigentlich harmlose Substanzen wie Hausstaubmilben oder Schimmelpilze überschießend reagiert und sie mit der gleichen Schärfe bekämpft wie zu früheren Zeiten die ernsthaften Krankheitserreger.

Gegen Chitin kann sich der menschliche Körper durch die Bildung eines speziellen Enzyms –Chitinase – zur Wehr setzen, indem dieses das Chitin spaltet, so dass es weiter abgebaut und entfernt werden kann. Chitinase wird von Epithelzellen in den Atemwegen, aber auch von Makrophagen freigesetzt, um mögliche, eingedrungene Erreger zu zersetzen. Die Forscher um Geoffrey Chupp von der Yale University in New Haven/Connecticut konnten nun nachweisen, dass umso mehr Chitin abbauendes Enzym (YKL-40) im Blut von Asthmatikern nachzuweisen ist, je schwerer ihre Erkrankung ausfällt. Die YKL-40-Konzentration im Blut scheint also direkt mit dem Schweregrad der Erkrankung zusammenzuhängen – vor allem hinsichtlich der Verdickung der Basalmenbran in den kleinen Atemwegen, die wichtige Hinweise auf den weiteren Verlauf der Erkrankung geben kann. So zeigt eine verdickte Membran an, dass die Erkrankung weiter fortschreiten wird – und das auch bei Patienten, die noch nicht unter häufigen Verschlechterungen (Exazerbationen) leiden. Künftig könnte YKL-40 daher möglicherweise als ein Serummarker für die Verlaufskontrolle und Vorhersage bei Asthma dienen. Allerdings sind nach Ansicht der Forscher noch weitere Studien nötig, um zu zeigen, dass YKL-40 tatsächlich als Serummarker geeignet ist, zumal erhöhte YKL-40-Werte auch bei anderen Erkrankungen (wie rheumatoide Arthritis und entzündlichen Darmerkrankungen) auftreten können und normale Werte eine Asthmaerkrankung nicht grundsätzlich ausschließen können, da die YKL-40-Werte generell stark streuen.