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Neuer Entzündungshemmer entdeckt

An der Uni Frankfurt wurde eine neuartige Wirkstoffklasse gegen Entzündungen, Fieber und Schmerzen entdeckt, die weniger Nebenwirkungen haben soll als Acetylsalicylsäure (ASS) oder Ibuprofen. Zudem sind die neuartigen Substanzen nicht nur als Entzündungshemmer wirksam, sondern können auch die so genannten Leukotriene beeinflussen, die bei Allergien eine Rolle spielen.

Bei der Behandlung von Schmerzen, Entzündungen und Fieber wurden bisher vorrangig Medikamente verwendet, die zur Klasse der Nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) gehören – mit namhaften Vertretern wie Acetylsalicylsäure (ASS) oder Ibuprofen. Aufgrund ihres Nebenwirkungs- und Risikoprofils würden viele dieser Arzneimittel nach heutigen Kriterien allerdings keine Zulassung mehr erhalten. Jetzt wurde an der Goethe-Universität in Frankfurt eine neue Wirkstoffklasse entdeckt, mit der sich Schmerzen, Entzündungen und Fieber effektiver und mit weniger Nebenwirkungen behandelt lassen sollen. Die so genannten dualen mPGES-1/5-LO-Inhibitoren wurden im Labor von Prof. Manfred Schubert-Zsilavecz an der Goethe-Universität entwickelt und dann an der Universität Tübingen in der Gruppe von Prof. Oliver Werz molekularpharmakologisch charakterisiert. Nun sind sie Grundlage eines gemeinsamen Patents, wie der Veröffentlichung der Studienergebnisse im Journal of Medicinal Chemistry (2008), Online-Vorabveröffentlichung am 19.11. zu entnehmen ist.

Biochemisch gesehen greifen ASS und verwandte NSAR in die so genannte Arachidonsäure-Kaskade ein, die eine Schlüsselrolle bei der Entstehung von Schmerzen und Entzündungen spielt. Dort hemmen sie unter anderem auch die Bildung von bestimmten Prostaglandinen, die für Schmerzen, Blutverklumpung und Entzündungen verantwortlich sind, aber auch zur Aufrechterhaltung wichtiger Körperfunktionen dienen. Als Folge einer solch unselektiven Blockade treten bei Langzeiteinnahme dieser Medikamente Nebenwirkungen im Magen-Darm-Trakt und kardiovaskulären System (Herz und Blutgefäße) auf. „Demgegenüber ist das Besondere an unseren dualen mPGES-1/5-LO-Inhibitoren, dass sie später und damit selektiver in die Arachidonsäure-Kaskade eingreifen, sodass deutlich weniger Nebenwirkungen zu befürchten sind“, erklärt Prof. Manfred Schubert-Zsilavecz.

Die neue Wirkstoffklasse hat aber noch eine weiteren Vorteil: Sie hemmt nicht nur gezielt die Biosynthese der Prostaglandine, sondern auch die der Leukotriene. Diese spielen bei der Vermittlung von Allergien, allgemein und entzündlichen Reaktionen eine entscheidende Rolle und sind Stoffwechselprodukte aus einem zweiten, ebenfalls wichtigen Pfad der Arachidonsäure-Kaskade. Dieser doppelte Angriffspunkt verspricht eine effektivere Wirkung der neuen Substanzen. „Das ist ein überaus wichtiger Erfolg innerhalb unseres neuen Lipid Signaling Forschungszentrums, das kürzlich gegründet wurde“, freut sich Prof. Gerd Geisslinger, Vorsitzender des Zentrums für Arzneimittel, Forschung, Entwicklung und Sicherheit (ZAFES).