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Neue Therapie gegen Lungenentzündungen

Immer mehr Erreger von Lungenentzündungen werden unempfindlich (resistent) gegenüber Antibiotika. Jetzt haben Charité-Forscher ein Ersatzmittel gefunden, das offenbar genauso wirksam gegen Pneumokokken ist, aber ohne Antibiotika auskommt.

Lungenentzündungen führen heutzutage auch häufig zum Tode. Grund ist, dass herkömmliche Antibiotika zunehmend nicht mehr helfen, da sie zu oft für harmlose Krankheiten verschrieben werden. Das bietet den gefährlichen Krankheitserreger mehr Zeit, sich so zu verändern, dass ihnen bestimmte, bisher wirksame Antibiotika nichts mehr anhaben können. Forscher der Berliner Charité um Dr. Martin Witzenrath und Prof. Norbert Suttorp von der Medizinischen Klinik für Infektiologie und Pneumologie haben nun gemeinsam mit Kollegen von der Rockefeller University in New York mit Erfolg eine neue Therapie gegen Lungenentzündungen getestet, die ohne Antibiotika auskommt. Mit einem speziellen Enzym (Cpl-1) ist es Ihnen gelungen, bei Mäusen eine durch Pneumokokken hervorgerufene Lungenentzündung zu heilen, berichtet die Fachzeitschrift Critical Care Medicine (2009), Band 37(2), Seite 642-649.

Pneumokokken sind Bakterien und zählen zu den häufigsten Auslösern von Lungenentzündungen. Das Enzym Cpl-1 wird von so genannten Bakteriophagen produziert. Das sind Viren, die in Bakterien eindringen, sich dort vermehren und anschließend das Bakterium zerstören, um es wieder verlassen zu können. „Nach unseren Ergebnissen ist Cpl-1 genauso wirksam wie ein Antibiotikum, ohne dabei andere, für den Körper nützliche Bakterien (wie zum Beispiel in der Darmflora) anzugreifen“, erklärt Witzenrath. „Allerdings wirkt es nur bei Pneumokokken. Es gibt aber weitere, vergleichbare Enzyme gegen verschiedene andere Bakterien.“

Um die Wirkung des Enzyms Cpl-1 zu überprüfen, wurden die schwer an einer Lungenentzündung durch Pneumokokken infizierten Mäuse in drei Gruppen eingeteilt: Die erste Gruppe bekam das klassische Antibiotikum Penicillin und überstand die Erkrankung. Der zweiten Gruppe wurde Cpl-1 verabreicht, die dritte erhielt ein Placebo. Während alle mit Placebo behandelten Mäuse starben, überlebten ihre mit Cpl-1 behandelten Artgenossen. Bei ihnen kam es zu einer deutlichen Abnahme der Bakterienanzahl in Lunge und Blut, so dass die typischen Symptome einer Lungenentzündung wieder rasch verschwanden. Cpl-1 könnte sich daher als ein guter Ersatz für Antibiotika erweisen, hofft Witzenrath. Zumal bisher keine Nebenwirkungen von Cpl-1 - weder bei Mäusen noch bei menschlichen Zellkulturen – zu beobachten waren. Zulassungsverfahren für erste klinische Studien laufen bereits.