Rund 45.000 Menschen erkranken in Deutschland jedes Jahr neu an Lungenkrebs. Von Ende des Jahres 2008 an sollen Betroffene sich in spezialisierten Zentren behandeln lassen können Das hat die Deutsche Gesellschaft für Thoraxchirurgie (DGT) auf ihrer 17. Jahrestagung in Bremen (11. – 13. September 2008) bekannt gegeben. Thoraxchirurgen erhoffen sich dadurch eine bessere, weil fächerübergreifende (interdisziplinäre) Versorgung durch Experten in Kliniken mit großen Behandlungszahlen. Nach Angaben von Dr. med. Albert Linder, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Thoraxchirurgie (DGT) und Chefarzt der Thoraxklinik am Klinikum Bremen-Ost gGmbH, sind in einer Pilotphase zehn Zentren geplant. Sie sollen unter anderem in Berlin, München und Bremen entstehen.
Bei Lungenkrebs kann in frühen Stadien mit einer Operation und gegebenenfalls einer
Chemotherapie eine 5-Jahres-Überlebensrate von bis zu 80 Prozent erreicht werden.
Voraussetzung für diese guten Ergebnisse ist eine geringe Komplikationsrate nach der
Operation. Treten hingegen schwere Komplikationen auf, ist die Überlebensrate deutlich geringer. Um die Überlebenschancen von Lungenkrebspatienten zu erhöhen, ist es daher entscheidend, Lungenkrebs nach der Diagnose optimal zu behandeln. „Da die Komplikationsrate mit zunehmender Anzahl an Operationen in einer Klinik sinkt, benötigen Patienten eine Klinik mit umfangreicher Erfahrung“, betont Linder.
Die hohe Qualität der geplanten Lungenkrebszentren soll ein Zertifizierungsverfahren sichern, das die Deutsche Gesellschaft für Thoraxchirurgie zusammen mit der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) und in Kooperation mit der Deutschen Krebsgesellschaft nach dem Vorbild bereits bestehender Einrichtungen für Brust-, Prostata- und Darmkrebs erarbeitet haben. So müssen Kliniken, die sich zertifizieren lassen wollen, hohe Behandlungszahlen bei Operationen sowie Chemo- und Strahlentherapien nachweisen. Eine andere Vorgabe ist, dass neben mindestens zwei erfahrenen Thoraxchirurgen (30 Prozent der Lungenkrebspatienten werden operiert) auch Lungenfachärzte, Hämatoonkologen, Strahlentherapeuten, Pathologen, Psychoonkologen und Rehabilitationsmediziner sowie Selbsthilfegruppen im Zentrum vertreten sein müssen. Weitere Standards sind die Therapie nach Leitlinien, die Berücksichtigung neuester Forschungserkenntnisse und die Pflicht, klinische Studien durchzuführen. Nach dem Zertifizierungsverfahren stellen sich die Behandlungszentren alle drei Jahre erneut einer Überprüfung.
Mit der Einführung von spezialisierten Lungenkrebszentren wird es nach Angaben von Linder erstmals möglich sein, Ergebnisse der Lungenkrebsbehandlung bundesweit durch eine normierte Datenerfassung zu messen und national sowie international zu vergleichen. Dieser Erkenntnisgewinn werde die Grundlage für eine stetige Verbesserung der Therapie von Lungenkrebs in Deutschland bieten und dem Patienten eine hohe Behandlungsqualität sichern.