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Neue Software soll Diagnose von Asthma und COPD verbessern

Eine neue Softwareplattform soll zukünftig mithilfe der Magnetresonanztomografie genauere Diagnosemöglichkeiten und eine effektivere Kontrolle des Therapieverlaufs für Patienten ermöglichen, die unter Asthma oder der chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung COPD leiden. Sie wird derzeit von Wissenschaftlern am Fraunhofer-Institut MEVIS in Bremen entwickelt.

Am 17. und 18. Januar 2011 fand das zweite wissenschaftlichen Symposium des Kompetenznetzes Asthma und COPD in Frankfurt statt. Dabei rückte ein Teilprojekt des Verbundes Asthma MRI in besonderen Focus: Am Fraunhofer-Institut MEVIS in Bremen entwickeln Wissenschaftler eine Softwareplattform, die es zukünftig ermöglichen soll, magnetresonanztomographische Aufnahmen von Patienten, die unter Asthma bronchiale oder COPD (chronisch-obstruktive Lungenerkrankung) leiden, standardisiert auszuwerten und unterschiedliche klinische Fragestellungen zu beantworten.

Häufig erfolgt die Diagnose Asthma oder COPD nach einer gründlichen Anamnese, einer Spirometrie und, in einigen Fällen, auch einer Bodyplethysmographie. Danach lassen sich relativ zuverlässige Aussagen über Atemfunktion, Lungenvolumen und -kapazität der betroffenen Patienten machen. Andere wichtige Fragen bleiben jedoch offen: In welchem Bereich der Lunge treten beispielweise die häufig mit der Erkrankung verbundene Aufweitung der Lungenbläschen (Lungenemphyseme) auf und wie steht es um die Durchblutung des Atemorgans? Hier sollen neue bildgebende Verfahren die Antwort liefern. Der Verbund Asthma-MRI erforscht deshalb verschiedene Methoden der Magnetresonanztomographie (MRT), die gegenüber anderen Verfahren wie Computertomographie (CT) oder klassischen Röntgenaufnahmen den Vorteil haben, dass der Patient ohne Strahlenbelastung untersucht werden kann.

In den einzelnen Projekten werden beispielweise protonenbasierte MRT-Verfahren entwickelt oder MRT-Aufnahmen analysiert, die nach dem Einatmen von hochpolarisiertem Helium-3-Gas entstanden sind. Da beide Verfahren differenziertere und vielfältigere Aussagen über den Zustand auch einzelner Teilbereiche der Lunge ermöglichen als z.B. die Spirometrie, versprechen sich die Wissenschaftler genauere Diagnosemöglichkeiten und eine effektivere Kontrolle des Therapieverlaufs.

Um diese Bilder zuverlässig und mit konstanten Parametern zu analysieren, haben die Bremer Wissenschaftler nun eine Auswertungs-Software entwickelt. „Mit Hilfe unserer Softwareplattform PulmoMR sollen die Ergebnisse der MRT-Untersuchungen hinsichtlich Zuverlässigkeit, Genauigkeit und Reproduzierbarkeit optimiert werden“, betont Dr. Peter Kohlmann von Fraunhofer MEVIS. Vor allem deren vielfältige Anwendungsmöglichkeiten seien beeindruckend. Zum einen erlaube die Software eine dezidierte Darstellung der Bilder: MRT-Daten, welche mittels verschiedenster MR-Sequenzen aufgenommen wurden, können nebeneinander oder als überlagerte Bilder simultan und synchronisiert dargestellt werden. Darüber hinaus werden Verfahren entwickelt, um Bildartefakte, die durch natürliche Bewegungen wie beispielsweise Herzschlag und Atmung entstehen, zu minimieren und um korrespondierende Regionen innerhalb der Lunge in den verschiedenen Sequenzen aufeinander abzubilden. Die Durchlüftung und Durchblutung des gesamten Organs könne im zeitlichen Ablauf, also als Film, betrachtet werden. Verschiedene Werkzeuge, die in der Software integriert sind, erlauben sowohl qualitative als auch quantitative Ergebnisanalysen für beliebige Teilregionen der Lunge.

Der Vorteil einer standardisierten Analyse von MRT-Bildern für Studien- und Forschungszwecke liegt auf der Hand: Ungenauigkeiten durch unterschiedliche Interpretationen verschiedener Wissenschaftler würden künftig der Vergangenheit angehören. Die Pläne der Entwickler vom Fraunhofer-Institut gehen aber noch weiter. Sie können sich vorstellen, die Software in Zukunft auch für den Einsatz im therapeutischen Alltag von Kliniken und Lungenzentren weiterzuentwickeln.

Hierzu müssen zunächst in den geplanten Studien des Forschungsverbundes die Aufnahme- und Auswertungsmethoden im Hinblick auf eine Verbesserung der Diagnose und Therapie analysiert und gegebenenfalls optimiert werden. In den Universitätskliniken in Heidelberg und Mainz befindet sich die Software bereits im Praxistest. „Wir sind auf das Feedback der Anwender angewiesen, um die einzelnen Werkzeuge von PulmoMR zu evaluieren und weiter zu entwickeln. Deshalb ist die Zusammenarbeit im Kompetenznetz Asthma und COPD für uns so wertvoll“, meint Dr. Kohlmann.

Quelle: Fraunhofer Institut MEVIS Bremen