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Neue Schlüsselmutationen beim kleinzelligen Bronchialkarzinom gefunden

Das kleinzellige Bronchialkarzinom (small cell lung cancer: SCLC) macht bis zu 15% aller Lungenkrebs-Diagnosen aus und ist in nahezu allen Fällen unheilbar. Wissenschaftlern der Universität zu Köln und der Uniklinik Köln ist es im Rahmen einer detaillierten, genetischen Charakterisierung von SCLC-Tumoren gelungen, bisher unbekannte Genveränderungen (Mutationen) zu identifizieren. Nun hoffen sie anhand dieser Schlüsselmutationen, künftig neue Therapieansätze im Sinne einer personalisierten Tumortherapie entwickeln zu können.

Allein in Deutschland verstirbt jährlich jeder Vierte an Krebs, wobei Lungenkrebs die insgesamt am häufigsten festgestellte Krebsart mit Todesfolge ist. Das stellt nach Adenokarzinomen und Plattenepithelkarzinomen die dritthäufigste histologische Subgruppe (circa 12-15%) dar und ist eine der aggressivsten Tumorarten beim Menschen. Weitgehend unbekannt sind die molekularen Ursachen für diese Tumorart.

So genannte gezielte Therapeutika (targeted drugs), die spezifisch Krebswachstum-fördernde Signalwege hemmen, können nur Erfolge erzielen, wenn die das Tumorwachstum antreibende genetische Veränderung des Tumors bekannt ist. Aus diesem Grund haben Wissenschaftler um Prof. Roman Thomas von der Universität zu Köln und der Uniklinik Köln CLC-Tumore detailliert genetisch charakterisiert.

Ihre Studie, die aktuell in der Fachzeitschrift Nature Genetics (2012, Band 44, Seite 1104–1110) veröffentlicht wurde, zeigt, dass bei kleinzelligen Bronchialkarzinomen im Vergleich zu anderen Lungenkrebsarten eine extrem hohe Mutationsrate (7,4 protein-verändernde Mutationen pro Millionen Basenpaare) beobachtet wird. Diese - im Vergleich zu anderen Tumorarten wesentlich erhöhte - Mutationsrate ist verursacht durch meist langjähriges starkes Rauchen der Patienten.

Mit Hilfe neuer, in der Forschungsgruppe um Prof. Thomas entwickelter Ansätze der Genomanalyse und neuartiger Computer-Algorithmen konnten – ähnlich mühsam wie bei der Suche nach der sprichwörtlichen Stecknadel im Heuhaufen - einzelne mutierte Gene in SCLC-Tumoren identifiziert werden, die für das Wachstum der Tumoren entscheidend sind. Solche Gene könnten nach weiterer Charakterisierung die Grundlage darstellen für neue, molekular ausgerichtete Therapieansätze.

„Wir hoffen, dass dieses Wissen uns in Zukunft ermöglichen kann, Patienten nach Bestimmung der Mutationen ihres Tumors individuell zu behandeln – im Sinne einer personalisierten Tumortherapie“, sagt Prof. Thomas, seit Dezember letzten Jahres Leiter der Abteilung Translationale Genomik an der Universität zu Köln. Der Schwerpunkt seiner Abteilung liegt zudem in der genetischen Analyse von Adenokarzinomen und Plattenepithelkarzinomen der Lunge.

Am Centrum für Integrierte Onkologie (CIO) arbeitet Prof. Thomas eng zusammen mit Prof. Reinhard Büttner, Direktor des Institutes für Pathologie sowie Prof. Jürgen Wolf, Klinik I für Innere Medizin und gleichzeitig Leiter der Lungenkrebs-Studiengruppe, um neuartige Befunde aus dem Labor in die Klinik zu übertragen. Eine aktuelle von Prof. Wolf geleitete Studie prüft momentan den Einsatz neuartiger Hemmstoffe (Inhibitoren) bei Patienten mit Plattenepithelkarzinom der Lunge, die eine bestimmte genetische Veränderung tragen. Die Gruppe um Prof. Thomas hatte vor zwei Jahren eine Entdeckung gemacht, welche die Grundlage für diese Studie darstellt. „Natürlich hoffen wir, dass wir in den nächsten Jahren auch eine Studie für den kleinzelligen Lungenkrebs eröffnen können, die auf den aktuellen Arbeiten beruht“, kommentiert Prof. Büttner. Seit kurzem wird die vollständige genomische Sequenzierung des kleinzelligen Lungenkrebses von der Deutschen Krebshilfe innerhalb eines wissenschaftlichen Verbundprojektes gefördert.

Quelle: Uniklinik Köln