Lungenärzte im Netz

Ihre Experten für gesunde Atemwege

Herausgeber:

Neue Methode erlaubt Frühdiagnose von Lungenemphysemen

Mit einem neuartigen Röntgen-Verfahren - den sog. Dunkelfeld-Röntgenaufnahmen - ist es möglich, ein beginnendes Lungenemphysem und verschiedene Schweregrade der Erkrankung festzustellen. Mit der konventionellen Bildgebung war dies bisher nicht möglich. Das berichten Mitarbeiter des Instituts für Klinische Radiologie am Klinikum der Universität München (LMU) in Zusammenarbeit mit Forschern der Technischen Universität und des Helmholtz Zentrums München.

Das Lungenemphysem ist eine der häufigsten schwerwiegenden Lungenerkrankungen, dessen Fortschreiten bei früher Erkennung und optimaler Therapie deutlich verlangsamt werden kann. Mittels Dunkelfeld-Röntgenaufnahmen kann ein beginnendes Lungenemphysem – zumindest im Tierversuch - bereits sicher diagnostiziert werden. Auch eine Einteilung in verschiedene Schweregrade der Erkrankung ist mit diesem neuartigen Röntgen-Verfahren möglich. Demgegenüber ist die Krankheit im konventionellen Röntgen-Bild selbst für Experten nicht zuverlässig erkennbar. Das konnten Mitarbeiter des Instituts für Klinische Radiologie am Klinikum der Universität München (LMU) in Zusammenarbeit mit Forschern der Technischen Universität und des Helmholtz Zentrums München zeigen (siehe Investigative Radiology, Online-Vorabveröffentlichung am 10.3.2015).

Anders als bei der konventionellen Röntgenbildgebung, deren Funktionsweise auf der unterschiedlichen Absorption (Abschwächung) von Röntgenstrahlen beim Durchtritt durch Gewebe basiert, wird mit der neuartigen Dunkelfeld-Bildgebung die Streuung von Röntgenstrahlen im Gewebe sichtbar gemacht. Diese Streuung tritt zum Beispiel an Grenzflächen zwischen Luft und Gewebe auf. Aus diesem Grund bildet das Dunkelfeld-Bild die Lunge in idealer Weise ab: Da das Grundgerüst der Lunge aus sehr vielen kleinen Lungenbläschen (Alveolen) besteht, an denen der Gasaustausch zwischen Blut und Atemluft stattfindet, ergeben sich unzählige Luft-Gewebe-Grenzflächen. Beim Durchtritt durch die gesunde Lunge wird die Röntgenstrahlung in alle Raumrichtungen gestreut, wodurch ein starkes Dunkelfeld-Signal entsteht.

Im Verlauf eines Lungenemphysems werden die Alveolen nach und nach zerstört und die Anzahl der Luft-Gewebe-Grenzflächen ist reduziert. Treten Röntgenstrahlen durch eine vom Emphysem betroffene Lunge, werden diese daher weniger gestreut. Im Tierversuch wurde ein deutlicher Signalabfall im Dunkelfeld-Röntgenbild der Lunge festgestellt. Dabei zeigt die Signalstärke des Dunkelfeldbildes eine exzellente Korrelation mit der Gewebe-Beschaffenheit der Lunge.

Somit kann die Dunkelfeld-Bildgebung auch ein beginnendes Lungenemphysem sicher diagnostizieren und sogar eine Einteilung in verschiedene Schweregrade der Erkrankung ermöglichen. Dies ist in der konventionellen Transmissions-Bildgebung auf Grund der geringen Dichte des Lungengewebes nicht möglich. Im konventionellen Röntgenbild kann die Diagnose Lungenemphysem zumeist erst sehr spät gestellt werden, nämlich erst dann, wenn die Lunge deutlich überbläht ist und sich zum Beispiel die Proportionen der knöchernen Brustwand ändern, oder das Zwerchfell durch die überblähte Lunge flach gedrückt wird.

Es ist davon auszugehen, dass etwa eine Million Menschen in Deutschland ein Lungenemphysem haben, wobei vor allem rauchende Männer und Frauen jenseits des 50. Lebensjahres betroffen sind. Die Zerstörung der Lungenbläschen hat zur Folge, dass sich die Lungenoberfläche verkleinert und der Sauerstoffgehalt im Blut sinkt. In der Folge leiden die Patienten an Atemnot, Husten, blaugefärbten Lippen und Fingernägeln und einem fassförmig aufgeblähten Brustkorb. Geheilt werden kann ein Lungenemphysem derzeit nicht, eine optimale Therapie kann aber das Fortschreiten der Krankheit deutlich verlangsamen. Eine frühere Diagnose mittels Dunkelfeld-Bildgebung könnte somit in Kombination mit einer geeigneten Behandlung die Lebensqualität und Lebenserwartung der Betroffenen entscheidend verbessern.

Mit dem Dunkelfeld-Röntgen ergeben sich aber auch weitere völlig neue Anwendungsmöglichkeiten in der Lungen-Bildgebung. Zum Beispiel könnte die Technik Verwendung bei Screening-Untersuchungen, bei Verlaufsbeobachtungen oder bei Therapie-Studien finden – ganz ohne Zuhilfenahme der Computertomographie, die deutlich strahlungsintensiver ist. Die neuartige Röntgentechnik findet derzeit noch keine Anwendung in der klinischen Praxis. Bisher konnte die Überlegenheit der Methode in der Diagnostik des Lungenemphysems an lebenden Mäusen gezeigt werden. Eine Überführung der Ergebnisse in eine klinische Anwendung ist Hauptziel der aktuellen Forschungsaktivitäten.

Quelle: Klinikum der Universität München