Lungenfibrose ist ein Sammelbegriff für die so genannte diffuse interstitielle Lungenkrankheit mit über 100 Einzelerkrankungen, die auf ähnlichen pathophysiologischen Entstehungsprozessen beruhen. Zu den wichtigsten Symptomen gehört die Versteifung der Lungenarchitektur durch vermehrte Bildung von Bindegewebe, was letztendlich zu einem Lungenversagen führt. Die bisher einzige therapeutische Option ist eine Lungentransplantation.
Einem Team von Lungenforschern in Gießen/Marburg und München ist es nun gemeinsam mit Kollegen vom Medical Research Council in London gelungen, einen neuen therapeutischen Ansatz für Lungenfibrose zu identifizieren: Die Enzymgruppe der Dimethylarginin-Dimethylaminohydrolasen. Diese Enzyme können asymmetrisches Dimethylarginin verstoffwechseln und nehmen damit Einfluss auf die Stickoxid- und Sauerstoffradikalbildung. Über diesen Weg sowie weitere Mechanismen veranlassen sie die abnorme Zunahme von Bindegewebe in der Lunge. Durch Hemmung dieser Enzymgruppe gelang es demgegenüber, die Ausbildung der Lungenfibrose zu unterdrücken, berichten die Forscher im Fachmagazin Science Translational Medicine (2011), Band 3/87, Seite 87ra53.
Prof. Dr. Werner Seeger, Leiter des gemeinsamen Lungenzentrums der Universitäten Gießen und Marburg und Sprecher des Deutschen Zentrums für Lungenforschung, unterstreicht die Bedeutung der standortübergreifenden Kooperation für diese Erkenntnisse: „Die Zusammenarbeit, die zu diesen Ergebnissen geführt hat, zeigt, wie wichtig die Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung sind: Sie tragen zur Weiterentwicklung von Ergebnissen der Grundlagenforschung in die medizinische Praxis bei. Dadurch, dass die Zusammenarbeit der Partner im DZL bereits etabliert ist, können wir unsere Arbeit direkt aufnehmen.“
Das Deutsche Zentrum für Lungenforschung (DZL) ist ein nationaler Verbund, der Experten auf dem Gebiet der Lungenforschung bündelt und Grundlagenforschung, Epidemiologie und klinische Anwendung verzahnt. Standorte sind Borstel/Lübeck/Kiel/Großhansdorf, Gießen/Marburg/Bad Nauheim, Hannover, Heidelberg und München. Ziel des DZL ist es, über einen neuartigen, integrativen Forschungsansatz Antworten auf offene Fragen in der Erforschung von Lungenkrankheiten zu finden und damit einen wesentlichen Beitrag zur Verbesserung von Prävention, Diagnose und Therapie zu leisten.
Quelle: Helmholtz Zentrum München