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Neue Erkenntnisse über Gewitter-Asthma

Auch Patienten mit leichtem Asthma sollten bei schweren Gewittern sich in Acht nehmen und im Falle eines Gewitter-Asthmas umgehend behandelt werden. Dazu raten Forscher aus Kanada aufgrund neuer Studienerkenntnisse.

Gewitter können für Pollenallergiker eine besondere Belastung darstellen, da sie das so genannte Gewitter-Asthma verursachen können. Bei diesem noch nicht vollkommen erforschten Phänomen erleben Menschen mit allergischem Asthma nach einem Gewitter eine Verstärkung ihrer Krankheitssymptome wie trockener Husten, Brustenge oder Atemnot.

Mediziner und Meteorologen vermuten, dass durch die elektrostatische Ladung der Luft während des Gewitters mehr Pollen freigesetzt werden. Zusätzlich platzen aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit unmittelbar nach dem Gewitter die Pollen noch in der Luft und setzen Allergene frei. Diese Allergenpartikel sind besonders klein und können tiefer in die Bronchien eindringen, was zum Teil schwere Asthmaanfälle auslöst.

Ein gehäuftes Auftreten von Gewitter-Asthma ist bislang aus Australien (6 Fälle) und Großbritannien (3 Fälle) bekannt. Von nur einer Häufung solcher Fälle weiß man bisher aus den USA. Kennzeichen eines epidemischen Auftretens ist eine große Zahl von Patienten, die sich innerhalb kurzer Zeit während oder kurz nach einem Gewitter mit akutem Asthma in der Notfallversorgung vorstellen. Allerdings könne man von einer 5- bis 10-mal höheren Zahl ausgehen, schreiben die Autoren einer aktuellen Studie über Gewitter-Asthma (siehe Annals of Allergy, Asthma and Immunology 2018, Band 120/2, Seite: 120–123). Die Forscher der University of Saskatchewan in Kanada stützen die Hypothese, dass betroffene Personen ein durch Allergene hervorgerufenes, frühes asthmatisches Ansprechen (early asthmatic response = EAR) hauptsächlich mit bronchialer Verengung zeigen. Voraussetzung für diese Art der asthmatischen Reaktion (vom Typ EAR) sind eine ausgeprägte Graspollen-Allergie, eine hohe Allergen-Belastung und eine moderate und meist unbehandelte Hyperreagibilität der Atemwege.

Bisher wurden solche Asthma-Verschlechterungen (sog. Asthma-Exazerbationen), die eine Notfallbehandlung erforderlich machen, nicht in Zusammenhang mit einer early asthmatic response (EAR) betrachtet. Nach Meinung der Studienautoren sollten solche Patienten im Falle eines Gewitter-Asthmas jedoch umgehend behandelt werden, da die Betroffenen bronchienerweiternde Medikamente gegen die bronchiale Verengung und Corticosteroide zur Behandlung oder Vermeidung nachfolgender später asthmatischer Reaktionen (late asthmatic response = LAR) benötigen. Ansonsten bestehe die Möglichkeit, dass Patienten, die sich nach einem Gewitter-Asthmaanfall sehr schnell wieder erholen, unberechtigterweise keine Corticosteroide erhalten, weil diese als nicht notwendig erachtet werden.

Die Ergebnisse der Studie deuten nach Ansicht der Autoren darauf hin, dass auch Patienten mit einem nur (sehr) leichten Asthma im Falle eines Gewitter-Asthmas umgehend behandelt werden sollten. Hochsensiblen Personen sei außerdem zu raten, sich im Falle schwerer Gewitter vorsorglich drinnen aufzuhalten und die Fenster dabei geschlossen zu halten.

Auch die Europäische Stiftung für Allergieforschung (ECARF) und die Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst (PID) empfehlen Pollenallergikern, sich nicht unmittelbar nach den Gewitter im Freien aufzuhalten, sondern rund 30 Minuten zu warten. In dieser Zeit sinken die frisch freigesetzten Pollen zu Boden, und die Belastung der Luft mit Allergenen wird deutlich geringer.

Quelle: Kompakt-Allgemeinmedizin.de