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Nasse Wände, kranke Kinder

Zwischen feuchten Wohnbedingungen und Asthma bei Kindern besteht eindeutig ein Zusammenhang. Feuchtigkeit und Schimmel sind sogar eher noch als Hausstaubmilben Hauptauslöser von asthmatischen Erkrankungen. Das haben Wissenschaftler der Universität Ulm jetzt nachgewiesen.

Kinder, die unter feuchten Wohnbedingungen aufwachsen, haben ein vielfach erhöhtes Risiko, an Asthma, allergischem und nichtallergischem Schnupfen (Rhinitis) und atopischem Ekzem (Neurodermitis) zu erkranken. Das gilt auch für Mädchen und Jungen, die – nach Angaben der Eltern – nur ihr erstes Lebensjahr in einer nassen Wohnung verbracht haben, genauso wie für nichtallergische Kinder.

Diesen direkten Zusammenhang haben Wissenschaftler um Dr. Gudrun Weinmayr vom Ulmer Institut für Epidemiologie und Medizinische Biometrie im Zuge der weltweiten Erhebung International Study of Asthma and Allergies in Childhood (ISAAC) nachgewiesen (siehe Clinical and Experimental Allergy 2013, Band 43/7, Seite 762-774). An der ISAAC-Studie, die bereits vor mehr als 20 Jahren gestartet wurde, haben insgesamt mehr als eine Million Kinder und Jugendliche teilgenommen.

Für die zweite ISAAC-Studienphase haben die Forscher über 46.000 Eltern von acht- bis zwölfjährigen Kindern in 20 Ländern befragt. Damit handelt es sich um die bisher größte Studie zum Zusammenhang von feuchten Wohnbedingen und Asthma beziehungsweise Allergien. Deutsche Zentren lagen in Dresden und München. Mit einem standardisierten Fragebogen überprüfte die Studiengruppe u.a. den Gesundheitszustand des Kindes beziehungsweise ob an Wänden und Decken der elterlichen Wohnung Feuchtigkeitsflecken oder Schimmel sichtbar waren. Und zwar aktuell oder während des ersten Lebensjahres des Kindes. Außerdem wurden die sonstigen Wohnumstände, der Lebensstil sowie mögliche allergische Erkrankungen der Eltern abgefragt. In einem zweiten Schritt haben die Wissenschaftler bei über 26.000 Kindern Allergietests durchgeführt und Staubproben aus den Wohnzimmern von mehr als 1100 Familien auf Hausstaubmilben untersucht.

Das Ergebnis war eindeutig: „Unsere Studie zeigt einen klaren Zusammenhang zwischen feuchten Wohnbedingungen und Asthma, Rhinitis sowie atopischem Ekzem unabhängig von der allergischen Disposition des Kindes. Es handelt sich sogar um den stärksten und konsistentesten Zusammenhang mit einem Umgebungsfaktor, den wir im Laufe der ISAAC-Studie festgestellt haben“, betont die Erstautorin der Studie, Dr. Gudrun Weinmayr.
Damit sind Feuchtigkeit und Schimmel eher noch als Hausstaubmilben Hauptauslöser von asthmatischen Erkrankungen. Der Gesundheitszustand von Mädchen und Jungen, die bereits unter Asthma litten, verschlechterte sich unter feuchten Wohnbedingungen weiter.

Überraschenderweise galt die nachgewiesene Relation einheitlich für fast alle untersuchten Länder – von westeuropäischen Staaten und Neuseeland über Albanien und China. In weniger entwickelten Weltregionen war der Zusammenhang zwischen Feuchtigkeit und Asthma besonders stark: Gemäß der ISAAC-Studie kamen nasse Wohnbedingungen in Brasilien auffällig häufig vor. Tatsächlich gab es in dem südamerikanischen Land auch die meisten asthmakranken Kinder.

In Deutschland sind die Untersuchungen für die zweite Studienphase bereits 1995 und 1996 durchgeführt worden. In diesem Zeitraum waren feuchte Wohnungen in Dresden wesentlich häufiger als in München. Bis zu elf Prozent der Asthmafälle in der sächsischen Landeshauptstadt hingen offenbar mit der Feuchtigkeit zusammen.

Quelle: Universität Ulm