Menschen, die unter Raucherlunge mit Lungenemphysem (COPD), Lungenfibrose, Alpha-1-Antitrypsin-Mangel oder Mukovizidose leiden, benötigen oft auch eine Langzeitsauerstofftherapie. Diese Patienten, deren Zahl in Deutschland u.a. wegen langjährigen Tabakkonsums zunimmt, sind gezwungen, über viele Stunden am Tag eine Nasenbrille zu tragen. Bisher bestanden diese Brillen aus PVC (Polyvinylchlorid), das heißt einem harten und spröden Kunststoff, der erst durch Zugabe von Weichmachern und Stabilisatoren weich und formbar wird. Diese in PVC enthaltenen Phtalat-Weichmacher gelten als gesundheitsgefährdend, weil sie angeblich in den Hormonhaushalt des Menschen eingreifen, die Fortpflanzung bzw. Entwicklung schädigen können, teils leber- und nierenschädigend sind und im Verdacht stehen, krebserzeugend zu wirken. „Hierfür gibt es bisher allerdings noch keinen wissenschaftlichen Beleg – ich halte die angebliche Gefährlichkeit der Weichmacher was die Anwendung für Sauerstoffbrillen betrifft für völlig übertrieben,“ meint Prof. Dieter Köhler vom wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP). Dennoch kursiert die Meinung, dass Phtalate - insbesondere wenn sie über Speichel, Hautkontakt oder die Atemwege in den Körper gelangen - physiologisch bedenklich seien. So ist die Verwendung von PVC zum Beispiel in Kinderspielzeugen und Medizinprodukten für Kinder bereits seit Jahren verboten worden. Für Langzeitsauerstoffpatienten gab es dennoch bisher keine Alternative:. Manche Patienten beklagen sich über einen angeblich unangenehmen, beißenden PVC-Geruch, andere bekommen Hautprobleme vom Tragen einer PVC-Nasenbrille. Manche meinen ihre Brille alle zwei bis drei Wochen ersetzen zu müssen, da sie mitunter nach dem Entweichen der Weichmacher hart wie Stein werden. Andere benutzen die gleiche Brille hingegen über Jahrewerden.
Jedenfalls gibt es für die betroffenen Patienten nun eine Alternative aus Silikon. Dieses Material hat gegenüber PVC den Vorteil, dass es geruchlos ist (und mit Sicherheit keine schädlichen Gase abgibt), beim Tragen immer weich bleibt und nur selten Hautausschläge bzw. Allergien verursacht. Auch der im Vergleich zu PVC-Nasenbrillen höhere Kaufpreis amortisiert sich schnell wieder im Hinblick auf die viel längere Lebensdauer von Silikon-Nasenbrillen. Zum Auskochen, Reinigen oder Austauschen sind die Silikon-Brillen praktischerweise so konstruiert, dass sich der Nasensteg abtrennen lässt.
Bisher waren Großunternehmen an der Entwicklung von Silikonnasenbrillen nicht interessiert, da die zu erwartende Produktionsmenge gering und die so genannte CE-Markierung als Voraussetzung für die Zulassung eines Produktes sehr kostenintensiv ist. Der Anstoß für eine Entwicklung kam schließlich von Jens Lingemann, Vorsitzender von COPD Deutschland e.V. und der Selbsthilfegruppe (SHG) Lungenemphysem-COPD Deutschland, fand dann auch gleich bei vielen anderen sauerstoffpflichtigen Patienten großen Zuspruch. Nach Herstellerangaben ist die Silikon-Nasenbrille, deren Entwicklung in Kooperation mit Firmen aus Deutschland, der Schweiz, England und Asien zwei Jahre gedauert hat, ab sofort an medizinische Händler und Heimsauerstofflieferanten lieferbar und wird bald auch über die Apotheken erhältlich sein.
Weitere Infos bei der Selbsthilfegruppe (SHG) Lungenemphysem-COPD Deutschland: www.lungenemphysem-copd.de