Gegen viele Krankheiten existieren heute wirksame Arzneistoffe. Um zu wirken, müssen sie im Körper aber genau dorthin gelangen, wo sie wirken sollen. So auch die antibiotischen Wirkstoffe gegen Infektionen, die häufig bei Patienten mit cystischer Fibrose (Mukoviszidose) auftreten: Bei dieser Erbkrankheit sitzt zähflüssiger Schleim in den Bronchien fest, der Krankheitserregern einen Nährboden bietet und gleichzeitig Hindernis für Arzneimittel ist. Wird der Wirkstoff über die Blutbahn nach dem Gießkannenprinzip überallhin transportiert – also nicht nur, sondern auch an den Wirkort, in diesem Fall die Lunge – dann zeigt er auch an Orten Wirkung, wo er es gar nicht soll: Nebenwirkungen treten auf. Deshalb arbeitet die pharmazeutische Forschung heute daran, den Wirkstoff-Transport zu verbessern und gezielter zu machen: Wie bei einem Paketdienst soll das Wirkstoff-Paket gepackt, gezielt zugestellt und erst vor Ort ausgepackt werden.
Nazende Günday-Türeli hat als Doktorandin im Team von Prof. Marc Schneider in Saarbrücken und Marburg eine neue Methode entwickelt, antibiotische Wirkstoffe in Nano-Behältnissen zu verkapseln. Diese Nanopartikel-Transporter werden mithilfe einer patentierten „Mikrojetreaktor-Technologie“ hergestellt. Der Wirkstoff wird dabei nicht verändert und kann hochdosiert geladen werden. Er wird vom Patienten inhaliert, überwindet die Barriere aus Lungenschleim und Biofilm und liefert das Antibiotikum gezielt am Infektionsherd ab. Nach der Wirkstoff-Lieferung werden die Nano-Transporter vom Körper abgebaut. Der Wirkstoff-Paketdienst wurde für Antibiotika entwickelt, er kann aber auch Medikamente gegen verschiedenste Krankheiten zustellen und beispielsweise auch bei Nahrungsergänzungsmitteln oder Kosmetik zum Einsatz kommen. Für die beste Innovation in der Kategorie „Formulierung“ wurde Günday-Türeli hierfür mit dem internationalen CPhI Pharma Award ausgezeichnet.
Quelle: Universität des Saarlandes