Kreatin wird von vielen Sportlern als Nahrungsergänzungsmittel eingenommen, weil sich damit beim Trainieren die Muskelkraft noch weiter steigern lässt. Das trifft allerdings nicht für Patienten zu, die unter der chronisch-obstruktive Lungenerkrankung COPD leiden. Darauf weisen britische Wissenschaftler um Michael Morgan vom Institute for Lung Health an den University Hospitals of Leicester in der Fachzeitschrift American Journal of Respiratory and Critical Care Medicine (2008, Band 178, Seite 233-239) hin. „Das zugeführte Kreatin wird zwar von COPD-Patienten – ebenso wie bei Gesunden - verstärkt in die Skelettmuskeln eingebaut“, erklärt Sarah Deacon, Erstautorin der Studie. „Wir können aber bei den Patienten mit COPD keinen dadurch bedingten gesteigerten Trainingseffekt erkennen.“
Als Teil des Krankheitsbildes der chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung COPD ist bei den Betroffenen unter anderem ein fortschreitender Muskelschwund mit zunehmendem Verlust der Masse und Kraft in den Skelettmuskeln zu beobachten. Wie sich bereits in vielen Untersuchungen gezeigt hat, können Lungensport, Ausdauer- und Krafttraining diesen Muskelschwund aber nachweislich abbremsen, dabei auch andere gesundheitliche Beschwerden der COPD abmildern und grundsätzlich die Lebensqualität der betroffenen Patienten deutlich verbessern. Die britischen Forscher in Leicester wollten nun untersuchen, ob eine zusätzliche Nahrungsergänzung mit Kreatin den COPD-Patienten dabei helfen könnte, diese Trainingseffekte schneller zu erreichen als durch körperliches Training allein.
Von hundert Studienteilnehmern, die alle unter COPD litten und ein siebenwöchiges Trainingsprogramm absolvierten, bekam die eine Hälfte Kreatin, die andere Hälfte ein Scheinmedikament (Plazebo). „Wie zu erwarten, hatte sich die körperliche Leistungsfähigkeit nach den sieben Wochen Training bei allen Teilnehmern verbessert“, berichtet Deacon. „So fiel ein Gehtest, den wir am Ende des Trainingsprogramms durchführten, in der Kreatin-Gruppe um durchschnittlich 36,8 Meter besser aus und in der Pazebo-Gruppe um 24,3 Meter. Dieser scheinbare Unterscheid zwischen den beiden Gruppen war allerdings statistisch gesehen nicht relevant. Warum das Kreatin bei unseren COPD-Patienten offenbar keine messbaren Effekte bewirkte, können wir bisher nicht erklären. Möglicherweise haben die deutlicheren Effekte des körperlichen Trainings die geringeren Effekte des Kreatins überdeckt. Jedenfalls macht unsere Studie - wie viele andere Untersuchungen zuvor auch schon - noch einmal ganz deutlich, dass Lungensport, Ausdauer – und Krafttraining einen wichtigen Teil der Therapie bei Lungenerkrankungen darstellen und den betroffenen Patienten enorme Vorteile bringen“, betont Deacon.