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Nadel im Heuhaufen aufgespürt

Mit einem neuartigen Chip von der Größe einer Kreditkarte sollen sich künftig einzelne Krebszellen im Blut zuverlässig nachweisen lassen. Das berichten Wissenschaftler von der Harvard Medical School in Boston und hoffen, bald einen Routinetest zur Krebserkennung entwickeln zu können.

Viele Krebsgeschwüre geben einzelne Zellen an den Blutstrom ab, anhand derer sich das Auftreten eines Tumors im Prinzip nachweisen lassen müsste. Allerdings sind diese Zellen so selten, dass sie bei der Vielzahl von Blutzellen unterzugehen drohen. Auf etwa eine Milliarde Blutzellen kommt nur eine Zelle, die aus einem Tumor stammt. Diese Suche nach der sprichwörtlichen Nadel im Heuhaufen soll nun ein neuer Chip von der Größe einer Kreditkarte bewerkstelligen, der mit hoher Zuverlässigkeit Tumorzellen im Blut nachweist. Das berichtet eine Forschergruppe um Sunitah Nagrath von der Harvard Medical School in Boston (US-Staat Massachusetts) im Fachjournal Nature (2007, Band 450, Seite 1235-1239) in der Hoffnung, daraus bald einen Routinetest zur Krebserkennung fortentwickeln zu können. Die Wissenschaftler bekennen sich dabei zu eigenen finanziellen Interessen. Die Technik ist bereits an ein Unternehmen lizenziert, welches das Verfahren kommerziell nutzbar machen soll.

Der neuartige, aus Silikon gefertigte Chip trägt in seiner Reaktionskammer rund 80.000 feine Stäbchen, zwischen denen das Blut schonend durchgepumpt wird. Die Stäbe sind mit einem Antikörper beschichtet. Dieser ist so geformt, dass er zu einem bestimmten Eiweißstoff (Antigen ) passt, der auf praktisch allen Tumorzellen vorkommt. Während die Blutprobe langsam durch den Chip fließt, bleiben die wenigen darin enthaltenen Tumorzellen dank der Schlüssel-Schloss-Reaktion zwischen Antigen und Antikörper an der insgesamt riesigen Oberfläche der Stäbe haften. Diese Tumorzellen lassen sich dann in einem zweiten Schritt mit Hilfe einer Kamera auffinden. Zudem lassen sie sich mit einem für den jeweiligen Tumor typischen Farbstoff markieren.

Bei 116 Blutproben von 68 Patienten, die Tochtergeschwulst bildende (metastasierende) Krebszellen aus Lungen-, Prostata-, Brust-, Bauchspeicheldrüsen- oder Darmtumoren enthielten, schlug das Gerät in 115 Fällen an. Im Blut krebsfreier Menschen gab der Chip indes keinen Alarm. Zudem ließ sich mit dem Gerät die Reduktion von Krebszellen auf Grund einer Chemo- oder Strahlenbehandlung nachweisen, schreiben die Forscher in Nature. „Die Forschungsergebnisse von Nagrath und Kollegen bringen uns einem vollautomatischen Instrument näher, das zirkulierende Tumorzellen mit großer Empfindlichkeit nachweisen kann“, kommentiert Jonathan Uhr von der Universität von Texas in Dallas die Studie in einem begleitenden Nature-Text. Seiner Ansicht nach könne solch eine Maschine künftig zur routinierten Suche nach entarteten Zellen eingesetzt werden und sowohl bei der Früherkennung als auch bei der Behandlung von Krebs helfen.