Der 29-jährige ungarische Nachwuchswissenschaftler, Dr. Istvan Vadasz, ist mit einem Forschungsstipendium der Alexander von Humboldt-Stiftung ausgezeichnet worden und forscht jetzt nach einem zweijährigen Forschungsaufenthalt in den USA wieder am Lungenzentrum Gießen der Justus-Liebig-Universität (University of Giessen Lung Center, UGLC). „Unser Konzept funktioniert: Die erste Generation von Nachwuchswissenschaftlern, die wir selbst "gezogen" haben, kehrt zurück, um jetzt an unserem Zentrum hoch qualifizierte Lungenforschung zu betreiben", berichtet der Leiter des Lungenzentrums Gießen, Prof. Dr. Werner Seeger, der Dr. Vadasz als Gastgeber betreut. Erst 2002 war der junge Ungar nach Gießen gekommen und sofort in das dortige, neu gegründete Graduiertenprogramm "Molecular Biology and Medicine of the Lung" (MBML, Koordinator Dr. Oliver Eickelberg) eingetreten. Heute erhalten in Gießen fast 60 internationale Studierende der Naturwissenschaften, Medizin und Tiermedizin über drei Jahre lang eine - in dieser Form einzigartige - Zusatzausbildung für Lungenmedizin.
Nach einem intensiven Deutschkurs in den letzten drei Monaten wird sich Vadasz in den kommenden zwölf Monaten ganz seiner Forschung widmen. Zusammen mit zwei Doktoranden will er die Auswirkungen von Kohlenstoffdioxid (CO2) auf die Membranen der feinen Lungenbläschen (Alveolen) untersuchen. Dort sorgen wandständige Enzyme dafür, dass der Gasaustausch nicht durch eine Ansammlung von Flüssigkeiten behindert wird. Die Forscher wollen nun herausfinden, inwiefern der Gehalt von CO2 die Aktivität dieser Enzyme und damit den Gasaustausch beeinflusst. Normalerweise entsteht CO2 im Körper als Nebenprodukt des Zellstoffwechsels und wird dann als Gas über den Atem abgegeben. Bei Patienten mit schweren akuten oder chronischen Lungenerkrankungen - wie z.B. bei Asthma bronchiale oder chronisch obstruktiver Bronchitis (COPD) - ist diese Abgabe verzögert. Daher kommt es zu einem Anstieg des CO2-Gehaltes in der Lunge (Hyperkapnie), dessen Auswirkungen jedoch noch weitgehend unbekannt sind. „Dieses Forschungsprojekt könnte nicht nur molekulare Mechanismen aufdecken, sondern auch direkte Auswirkungen auf die Behandlung von Patienten haben, die beatmet werden müssen", erklärt Dr. Vadasz die Bedeutung seiner Arbeiten. Damit bleibt er der grundsätzlich „translationalen“ Ausrichtung des Lungenzentrums treu: Patienten sollen sobald wie möglich von der Forschung profitieren.
Quelle: www.idw-online.de