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Nach Europareise unter Quarantäne gestellt

Möglicherweise könnte ein 31-jähriger Amerikaner während seiner Hochzeitsreise durch Europa andere Mitreisende mit einer offenen, extrem resistenten Tuberkuloseform angesteckt haben. Aus diesem Grund hat das Robert Koch-Institut (RKI) die Flugdaten des Patienten veröffentlicht. Potentiell Betroffene sollten sich an ihre Gesundheitsämter oder direkt an das RKI wenden.

Ende Mai ist ein 31-jähriger Amerikaner mit einer extrem gefährlichen Form der Tuberkulose (TB) nach seiner in Europa unternommenen Reise (in Atlanta im US- Bundesstaat Georgia) unter Quarantäne gestellt worden. Nach Angaben des US-Fernsehsenders CNN suchen die US- Behörden jetzt nach Flugpassagieren, die der Mann möglicherweise mit der Lungenkrankheit angesteckt haben könnte, wobei sie sich vor allem auf die transatlantischen Flüge des Patienten konzentrieren, da diese angesichts der längeren Flugdauer ein höheres Infektions-Risiko darstellen.

Die Reiseroute des Patienten in Europa
Der Patient – ein Anwalt aus Atlanta - ist den Angaben zufolge am 12. Mai von den USA an Bord einer Air-France-Maschine zuerst nach Frankreich geflogen, von dort aus nahm er einen Tag später eine Maschine nach Athen. In Griechenland habe er geheiratet und mehrere Inseln (darunter Santorin und Mykonos) besucht. Am 21. Mai flog er von Athen nach Rom, drei Tage später nach Prag, um dann mit einer Maschine der Czech Airlines nach Montreal in Kanada zu fliegen. Von Kanada aus ist er dann mit einem Mietwagen über die Grenze in die USA gefahren, wo ihn Beamte am 25. Mai in New York festsetzten. (Wie es der Zufall will, ist der frischgebackene Schwiegervater des Mannes als Biologe am US- Zentrum für Kontrolle und Prävention für Krankheiten (CDC) in Atlanta tätig und dort insbesondere in der Tuberkulose- Forschung engagiert. Eben diese Behörde hat den betroffenen Amerikaner unter Quarantäne gesetzt.) Mittlerweile ist der Patient in ein Krankenhaus in Denver im Bundesstaat Colorado verlegt worden. Sein Zustand sei gut. Für die nächsten Monaten werde er einer intensiven Therapie unterzogen.

Eine extrem resistente Tuberkuloseform
Bei dem Patienten war bereits Anfang März eine so genannte offene, extrem resistente Tuberkuloseform (einer so genannten XDR-TB) festgestellt worden – also eine Variante der Tuberkulose, die gegen die meisten Antibiotika resistent und deshalb kaum zu behandeln ist. Sie gilt aber nicht als ansteckender als andere TB-Formen. Gegenüber der Zeitung Atlanta Journal- Constitution habe der Amerikaner ausgesagt, die US-Behörden hätten ihm trotz der Gefährlichkeit seiner Krankheit nicht ausdrücklich das Reisen verboten. CDC-Chefin Gerberding hielt dem allerdings entgegen, dem Patienten sei sehr wohl deutlich gemacht worden, nicht zu fliegen. Die jetzt staatlich angeordnete Quarantäne sei die erste seit 1963. Zwischen 1993 und 2006 seien in den USA lediglich 49 solcher XDR-TB-Fälle bekannt geworden.

Ansteckungsrisiko zum Glück eher gering
Glücklicherweise sei nach aller wissenschaftlichen Erfahrung das Ansteckungsrisiko für die Mitreisenden des Mannes vermutlich gering, wie die Direktorin des US-Zentrums für die Kontrolle und Prävention von Krankheiten (CDC), Julie Gerberding, gegenüber der Zeitung Washington Post sagte. Nach Angaben des griechischen Gesundheitsministeriums ist bisher noch keine neue TB-Erkrankung in Griechenland gemeldet worden. Auch das Robert-Koch-Institut in Berlin bezeichnete das Risiko einer Ansteckung als eher gering. Für Passagiere, die direkt neben dem Patienten gesessen hätten, könne ein Übertragungsrisiko allerdings nicht völlig ausgeschlossen werden. Deshalb hat das RKI die Flugnummern und Sitzreihen der betreffenden Flüge veröffentlicht:

  • Flug am 12. Mai von Atlanta/USA nach Paris/Frankreich mit Air France/Delta Airlines, Flugnummer 385/8517, Sitzreihen 28 bis 32
  • Flug am 24. Mai von Prag/Tschechien nach Montréal/Kanada mit Czech Air, Flugnummer 0104, Sitzreihen 10 bis 14.

Mitreisende dieser Flüge sollten sich zur Sicherheit an ihre Gesundheitsämter wenden, um weitere Informationen zu bekommen. Außerdem können sie sich vom Robert-Koch-Institut unter der Rufnummer 030-187543767 beraten lassen.