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Muttermilch gut für Kinderlungen

Im Vergleich zu Kindern, die keine Muttermilch erhalten haben, weisen Kinder, die für eine Dauer von vier Monaten oder länger an der Brust gestillt worden sind, bessere Lungenfunktionswerte im Schulalter auf. Zu diesem Schluss gelangt eine vom Schweizerischen Nationalfonds unterstützte Studie. Die Vorteile des Stillens seien sogar auch dann vorherrschend, wenn die Mutter Asthma hat.

Zweifellos hat Stillen viele Vorteile für die Neugeborenen, wie auch für die Mütter und die Gesellschaft. Vor einigen Jahren sind allerdings Daten aus den USA erschienen, die nahelegten, dass Kinder von stillenden asthmakranken Müttern einem erhöhten Risiko ausgesetzt sein könnten, später selber an Asthma zu erkranken. Sollten Mütter mit Asthma ihre Kinder also besser nicht stillen?

Diese Bedenken entkräftet nun eine Forschergruppe um Claudia Kühni vom Institut für Sozial- und Präventivmedizin der Universität Bern. Die Forschenden haben umfassende Gesundheitsdaten von 1458 Schulkindern aus Großbritannien ausgewertet und schließen in ihrer soeben veröffentlichten Untersuchung (siehe American Journal of Respiratory and Critical Care Medicine, Online-Vorabveröffentlichung am 3.2.2012), dass auch die Milch von Müttern mit Asthma – auf bisher noch unbekannte Weise – die Durchgängigkeit der Atemwege der Kinder günstig beeinflusst.

Bei den 273 Kindern, deren Mütter an Asthma litten, zeigte sich sogar, dass sich das Stillen nicht nur auf die Freiheit des Atmens, sondern auch auf die Größe der Lunge auswirken könnte: Die Kinder hatten im Schnitt ein umso größeres Atemzugvolumen, je länger sie gestillt wurden.

Aufgrund ihrer statistischen Auswertungen scheint es den Forschenden unwahrscheinlich, dass diese Wirkung nur auf die in der Milch enthaltenen Abwehrstoffe zurückzuführen ist. Diese reduzieren zwar die Häufigkeit von Atemwegsinfekten in den ersten Lebensjahren und wirken sich so positiv auf die Lungenfunktion aus, doch sie erklären nur einen Teil des beobachteten Zusammenhangs zwischen Stilldauer und Lungenfunktion. „Deshalb denken wir, dass auch ein direkter Effekt auf die Lunge besteht“, erklärt Kühni. Vielleicht enthalte die Muttermilch hormonähnliche Substanzen, die das Wachstum und die Widerstandsfähigkeit der Lunge fördern. Möglicherweise würden die Lungen beim Saugen an der Brust – was deutlich anstrengender ist als das Trinken aus der Flasche – mechanisch stimuliert. Dies seien im Moment aber noch Spekulationen.

Die gemessenen Verbesserungen in den Lungenfunktionswerten sind relativ klein und nicht für alle Kinder klinisch relevant. Hingegen sprechen diese Daten deutlich gegen eine durch Muttermilch verursachte Verschlechterung der Lungenfunktion. „Wir empfehlen also weiterhin allen Frauen das Stillen, insbesondere auch solchen, die an Asthma leiden“, meint Kühni.