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Molekulare Einflüsse auf chronische Lungenerkrankungen

Für den Verlauf chronischer Lungenerkrankungen sind auch so genannte Chemokine verantwortlich, die eine gezielte Wanderung der verschiedenen Zellen im Körper steuern. Für die Aufklärung der zugrunde liegenden, molekularen Mechanismen wurde jetzt ein DFG-Wissenschaftler des Forschungszentrums der Kinderklinik an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) in München mit dem Langener Wissenschaftspreis ausgezeichnet.

Dr. Dominik Hartl hat am 06.11.2009 für seine herausragenden wissenschaftlichen Leistungen auf dem Gebiet der Immunologie den Langener Wissenschaftspreis des Jahres 2009 erhalten. Diese mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung wird alle zwei Jahre vom Paul-Ehrlich-Institut (gemeinsam mit der Stadtwerke Langen GmbH und in Kooperation mit der Stadt Langen) übergeben. Der erst 32-jährige Hartl ist Forschungsleiter der Emmy Noether Gruppe der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) am Forschungszentrum der Kinderklinik der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) in München. Er arbeitet an der Aufklärung molekularer Mechanismen chronischer Lungenerkrankungen – der Titel seiner jetzt ausgezeichneten Arbeit lautet „Chemokinrezeptoren auf neutrophilen Granulozyten als Modulatoren chronischer Lungenerkrankungen“. Ziel dieser Untersuchungen ist es, neue therapeutische Ansätze zur Bekämpfung dieser Erkrankungen zu entwickeln.

Chemokine und deren Bindungsstellen (Chemokin-Rezeptoren) sind für eine gezielte Wanderung der verschiedenen Zelltypen im Körper verantwortlich. Hartl konnte zeigen, dass der Rezeptor CXCR1 entscheidende anti-bakterielle Funktionen von bestimmten weißen Blutkörperchen vermittelt (den so genannten neutrophilen Granulozyten). Dabei war entscheidend, dass der Rezeptor bei chronischen Lungenerkrankungen enzymatisch inaktiviert wird und so seine entzündungshemmende Funktion nicht mehr wahrnehmen kann. Untersuchungen von Hartl konnten zudem aufklären, dass es einen Wirkmechanismus gibt, der mit der enzymatischen Spaltung des Rezeptors beginnt und über einzelne Stationen zur Rekrutierung weiterer neutrophiler Granulozyten an den Erkrankungsort führt. An diesem Mechanismus sind weitere Rezeptoren beteiligt - die so genannten Toll-like-Rezeptoren (TLR), die für die Erkennung bakterieller Strukturen nötig sind und gleichzeitig auch mit dem abgespaltenen Rezeptoranteil (lösliche Komponente des CXCR1) interagieren.

Um die Forschungsergebnisse auch therapeutisch zu nutzen, führte Hartl eine Studie an Mukoviszidose-Patienten durch. Mukoviszidose ist eine vererbbare Lungenkrankheit, bei der sich zäher Schleim in der Lunge bildet und zu Atembeschwerden führt. Zudem bildet dieser Schleim eine ideale Grundlage für die Vermehrung von Keimen und damit für die Entstehung von hartnäckigen Infektionen. Ein anti-bakterieller Schutz ist daher für diese Patienten besonders wichtig. Hartl und seine Mitarbeiter gaben Mukoviszidose-Patienten einen bestimmten Enzymhemmer zum Inhalieren, der die enzymatische Inaktivierung des CXCR1 unterdrückt. Daraufhin war eine deutliche verbesserung der Immunabwehr in der Lunge zu beobachten.

Ein anderer Chemokinrezeptor, CXCR3, ist ebenfalls Gegenstand von Hartls Forschungen. Er entdeckte, dass dieser nicht nur auf T-Zellen sowie anderen weißen Blutkörperchen des Immunsystems vorkommt, sondern ebenfalls auf den neutrophilen Granulozyten. Auch hier deckte er Zusammenhänge auf zwischen dem Chemokinrezeptor und den Rezeptoren, die für die Erkennung bakterieller Strukturen zuständig sind. Auch CXCR3 könnte künftig einen Zielrezeptor zur Behandlung von chronischen Lungenerkrankungen darstellen.

„Uns hat die Arbeit von Dominik Hartl überzeugt, weil sie sowohl einen entscheidenden Beitrag zur Grundlagenforschung darstellt, als auch Möglichkeiten zur therapeutischen Umsetzung in der Behandlung von chronischen Atemwegserkrankungen bietet“, sagte Prof. Johannes Löwer, Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts, bei der Preisverleihung. „Es ist gut zu sehen, dass wir in Deutschland junge und erfolgreiche Forscher haben, die beide Bereiche verknüpfen können. Dies ist für den medizinischen Fortschritt von großer Bedeutung.“

Weitere Info zum Langener Wissenschaftspreis: www.langener-wissenschaftspreis.de