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Möglichst frühe Einnahme von Antibiotika für bestimmte Lungenpatienten

Wer als COPD-Patient, dessen Krankheit sich verschlechtert und im Krankenhaus behandelt werden muss, zu spät oder gar keine Antibiotika einnimmt, hat ein größeres Risiko, beatmet werden zu müssen, einen erneuten Rückfall zu erleiden oder eher zu sterben. Davor warnen die Lungenärzte der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP).

Patienten mit chronischer Raucherbronchitis (chronisch-obstruktive Lungenerkrankung COPD), die wegen einer akuten Verschlechterung ihrer Krankheit in der Klinik behandelt werden müssen, sollten möglichst früh Antibiotika einnehmen. „Die Betroffenen erholen sich besser, wenn sie innerhalb der ersten zwei Tage nach der Klinikeinweisung Antibiotika bekommen“, erläutert Prof. Dieter Köhler vom wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) in Werne und Leiter der Lungenfachklinik Kloster Grafschaft im nordrhein-westfälischen Schmallenberg. „Wer diese Medikamente erst später oder gar nicht erhält, erzielt hingegen deutlich schlechtere Therapieergebnisse und muss dann z.B. häufiger künstlich beatmet werden, verstirbt eher oder erfährt mit größerer Wahrscheinlichkeit einen erneuten Rückfall, die einen weiteren Klinikaufenthalt notwendig macht. Das entspricht genau unseren Erfahrungen auf der Intensivstation bzw. in der Lungenklinik.“ Bisher gab es dazu allerdings nur kleinere wissenschaftliche Studien, jetzt wurde dieser Zusammenhang in einer größeren Untersuchung mit über 84.000 Patienten, die in der Fachzeitschrift JAMA (2010, Band 3030(20), Seite 2035-2042) veröffentlicht worden ist, klar aufgezeigt.

Bakterielle Atemwegsinfekte stellen besonderes Risiko dar

„Bakterielle Atemwegsinfekte stellen für COPD-Patienten ein besonderes Risiko dar“, erklärt Köhler. „Bereits eine gewöhnliche Erkältung kann eine zusätzliche Entzündungsreaktion in ihren ohnehin schon chronisch entzündeten Bronchien bewirken und damit eine gravierende Verschlechterung der Krankheit herbeiführen. Solche Exazerbationen beschleunigen den bei diesen Patienten ohnehin schon fortschreitenden Verlust der Lungenfunktion, was mit einer erheblichen Zunahme ihrer Krankheitsbeschwerden (Atemnot, Husten und Auswurf) verbunden ist. Da COPD außerdem nicht nur auf die Lunge beschränkt sondern auch eine systemische Erkrankung ist, die insbesondere das Herz schädigt, können Exazerbationen besonders rasch zu lebensbedrohlichen Komplikationen führen, die eine Behandlung im Krankenhaus oder gar auf der Intensivstation erforderlich machen. Durch die möglichst frühe Gabe von Antibiotika zusätzlich zur Behandlung mit entzündungshemmendem Cortison können wir die Situation aber meist wieder in den Griff bekommen.“