„Es ist nicht zu spät!“ - unter diesem Motto steht der diesjährige Welt-COPD-Tag am 19. November. Ein Anlass für Fachleute weltweit, die chronisch-obstruktive Lungenerkrankung (COPD) und ihre Behandlungsmöglichkeiten nachhaltig ins öffentliche Bewusstsein zu rücken. Aktuellen wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge leiden 10 – 15% der erwachsenen Bevölkerung in Europa und Nordamerika an einer COPD. Weltweit sind nach Schätzungen der WHO etwa 600 Millionen Menschen betroffen – mit stetig steigender Tendenz. Es wird davon ausgegangen, dass die COPD bis zum Jahr 2020 weltweit den dritten Platz unter den häufigsten zum Tode führenden Erkrankungen einnehmen wird.
Atemnot – zunächst nur bei Belastung, im weiteren Verlauf auch im Ruhezustand –, hartnäckiger Husten mit Auswurf, häufige Infektionen der Atemwege: Dies alles sind Symptome, unter denen an COPD erkrankte Patienten leiden. Infolge des Einatmens von Schadstoffen (z.B. Zigarettenrauch) kommt es zu einer chronischen Entzündung in den Atemwegen und in der Wand der Lungenbläschen, die zum Lungenemphysem führen kann.
Bei der geringsten Bewegung hatte er schwerste Atemnot: Tägliche Erstickungsanfälle machten ihm das Leben zur Qual. Zuletzt war das Sprechen nur noch mit schlimmer Atemnot möglich: „Nach wenigen Schritten fühlte ich mich, als wäre ich einen Marathon gelaufen. Sogar für den Weg von meinem Wohnzimmer bis zur Toilette brauchte ich drei Verschnaufpausen.“ Dies war die Beschreibung eines Lungenemphysem-Patienten, bevor er von Prof. Dr. Martin Hetzel in Bad Cannstatt mit sogenannten RePneu LVRC Coils behandelt wurde.
Im Kompetenzzentrum Interventionelle Lungenemphysemtherapie am Krankenhaus vom Roten Kreuz Bad Cannstatt werden Betroffene individuell und mit den neuesten Therapiemethoden behandelt. Dabei verfolgen Chefarzt Prof. Dr. Martin Hetzel und sein Team das Ziel, bei den Erkrankten eine nachhaltige Verringerung der Symptome und somit eine deutlich verbesserte Lebensqualität zu erreichen. Mit einer Lungenvolumen-Reduktionstherapie durch Spiralen (Coils) steht im Krankenhaus vom Roten Kreuz eine sehr effektive und relativ nebenwirkungsarme Therapieoption zur Verfügung, die auch bei schweren Emphysemen dem Erkrankten eine nachhaltige Verringerung der Symptome und somit eine verbesserte Lebensqualität bieten kann.
Da bei Lungenemphysem-Patienten das Lungengewebe erschlafft ist und die Luft nicht mehr vollständig ausgeatmet bzw. entweichen kann, hat der Patient das Gefühl an der eingeatmeten Luft zu ersticken. Linderung kann eine Lungenvolumenreduktion bringen. Um diese herbeizuführen, verwendet Prof. Hetzel RePneu LVRC Coils. Diese werden durch einen Katheter in die Lungenlappen eingebracht und erhöhen die Gewebespannung in der Lunge. Dies führt dazu, dass die kleinen Atemwege beim Ausatmen nicht mehr kollabieren und der Patient wieder leichter ausatmen kann. Da der Eingriff minimal-invasiv mittels eines Bronchoskops durchgeführt werden kann, ist er für den Betroffenen nicht nur erfolgsversprechend, sondern auch schonend.
Bisher wurden in Bad Canstatt nicht nur über 800 Coilbehandlungen durchgeführt, die Klinik gilt für diese Behandlungsmethode auch als weltweites Referenzzentrum. Darüber hinaus werden die Behandlungsergebnisse, die in der versorgungsmedizinischen Routine erzielt werden, in einer internationalen Registerstudie unter Leitung von Prof. Martin Hetzel erfasst.
Neben der Lungenvolumen-Reduktion mittels Coils steht im Krankenhaus vom Roten Kreuz mit der Implantation von Ventilen in die Bronchien eine weitere Behandlungsmethode zur Verfügung. Bei der Ventilmethode werden alle Atemwege, die zu dem stärker emphysematös veränderten Lungenlappen eines Lungenflügels führen, durch Ventile verschlossen. Behandlungsziel ist der Kollaps (Atelektase) des gesamten nachgeschalteten Lungenflügels. Diese Methode ist die älteste Methode unter den interventionellen Lungenemphysemtherapieverfahren. Auch hier verfügen Prof. Martin Hetzel und sein Team über große Erfahrung und haben bislang rund 200 entsprechende Behandlungen durchgeführt.
Auch der eingangs erwähnte Patient hat nachhaltig von der Coil-Behandlung profitiert: „Bereits kurz nach dem Eingriff war meine Leistungsfähigkeit deutlich besser. Ich kann wieder weitere Strecken gehen, Treppen steigen und bin nicht mehr ganz so außer Atem. Durch den Eingriff habe ich deutlich an Lebensfreude und Selbstvertrauen gewonnen.“
Hinweis: Am Mittwoch, 17. Dezember 2014 (18.00 – 19.30 Uhr) findet im Krankenhaus vom Roten Kreuz Bad Cannstatt (Badstr. 35-37, 70372 Stuttgart) ein Informationsabend zum Thema „Atemnot bei schwerer COPD: Was tun, wenn Medikamente nicht mehr helfen?“ - Personalisierte Behandlung mit den neuesten Methoden der interventionellen Lungenemphysemtherapie statt. Referent: Prof. Dr. med. Martin Hetzel, Chefarzt der Klinik für Pneumologie, Internistische Intensivmedizin, Beatmungsmedizin und Allgemeine Innere Medizin.