Das mutierte Virus H1N1 (auch Schweinegrippe- oder neues Virus genannt) steckt nach Auskunft der Weltgesundheitsorganisation WHO vor allem Menschen um die Mitte 20 an. Das ist eines der Ergebnisse des gemeinsamen Erfahrungsaustausches, an dem mehr als 150 Wissenschaftler am 5. Mai in Genf teilnahmen. Nach Angaben des amtierenden WHO-Direktors für Gesundheitssicherheit und Umwelt, Keiji Fukuda, ist eine breite Infektion dieser Altersgruppe eher ungewöhnlich, weil bisher bei Grippewellen vor allem ganz junge und alte Menschen betroffen waren. Einer der Gründe könnte darin liegen, dass die bisherigen Infektionsfälle vor allem durch Reisen ausgelöst worden seien. „Junge Menschen reisen mehr“, meint Fukuda.
Es könnte aber auch sein, dass ältere Menschen durch frühere Infektionen bereits eine stärkere Abwehr aufgebaut haben. Insgesamt könne man feststellen, dass das neue Virus in der Regel nur leichte Infektionen mit Kopfschmerzen, Fieber und Husten auslöse und Frauen und Männer gleich häufig befalle. Untersucht werde aber noch, was die Gründe für den Tod von bisher 30 Menschen waren, darunter 29 in Mexiko. Bisher fehlten der WHO wichtige Hintergrundsinformationen zu diesen Fällen.
Grundsätzlich sieht die WHO in Europa die Lage trotz der relativ hohen Zahl der Ansteckungsfälle in Großbritannien und Spanien noch nicht als dramatisch an. Eine flächendeckende Infizierung, die über Nachbarschaftskontakte hinausgehe, beobachtet die WHO derzeit noch nicht. Dem Argument, heute sei die Medizin besser gerüstet als etwa zu Beginn des 20. Jahrhunderts, als bis zu 40 Millionen Menschen an der Grippe gestorben sind, will die WHO hingegen nicht folgen. „Wir müssen das genau beobachten, denn wir wissen nicht, wie sich das neue Virus entwickelt“, so Fukuda. Auch sei nicht klar, ob die Gesundheitssysteme eine große Zahl gleichzeitig erkrankter Menschen verkraften könnten.