Das schwere Lungenemphysem wird in der Lungenfunktionsuntersuchung anhand eines erhöhten Residualvolumens festgestellt, also des Lungenvolumens, welches nach maximaler Ausatmung in der Lunge verbleibt. Liegt dieses über 175 % des Wertes, der bei Lungengesunden gemessen wird, spricht man von einem schweren Lungenemphysem. Für diese Patientinnen und Patienten mit schwerem Emphysem bestehen nach Ausschöpfung aller medikamentöser und nichtmedikamentöser Maßnahmen, insbesondere der pneumologischen Rehabilitation, die Möglichkeit einer chirurgischen Entfernung oder endoskopischen Ausschaltung überblähter Lungenbezirke.
Die chirurgische Lungenvolumenreduktion (LVRS) beim Lungenemphysem beinhaltet die Entfernung von stark emphysematös veränderten Lungenbezirken mit dem Ziel, die Überblähung zu vermindern und dadurch die Atemnot zu lindern, die Lungenfunktion zu verbessern und die Leistungsfähigkeit der Atemmuskeln zu steigern. Gegenüber der medikamentösen Therapie verbessert die LVRS bei Patienten mit schwerem oberlappenbetontem Lungenemphysem und geringer Belastbarkeit nach präoperativer Rehabilitation Belastbarkeit und Lebenserwartung. Es können nur Patienten für die LVRS berücksichtigt werden, bei denen präoperativ eine Rehabilitation erfolgte und alle medikamentösen Therapieoptionen ausgeschöpft wurden. Weiterhin ist eine mehrmonatige Abstinenz des Tabakrauchens erforderlich.
Ziel der bronchologischen (endoskopischen) Lungenvolumenreduktion (LVRB) ist die Verringerung der Überblähung bei schwerem Emphysem unter Vermeidung der bei den chirurgischen Verfahren deutlich höheren Sterblichkeit. Durch die Verminderung der Überblähung werden die Funktion von Lunge und Atemmuskeln verbessert, die Atemnot gelindert sowie Belastbarkeit und Lebensqualität gesteigert. Für die LVRB wurden endobronchiale Ventile, endobronchial applizierbare Klammern aus Nitinolstahl (Coils), Stents, heißer Dampf sowie Hydrogelschaum in Frage.
In Deutschland werden in Abhängigkeit von der Emphysemverteilung in den beiden Lungen, die durch eine Dünnschichtcomputertomographie (HR-CT) mit Hilfe unterschiedlicher Softwareprogramme analysiert werden kann, in erster Linie Ventile und Coils implantiert. Von großer Bedeutung für die Auswahl des Verfahrens ist die Unterscheidung zwischen einem heterogenen (unterschiedlich stark ausgeprägtes Emphysem in verschiedenen Lungenbezirken) und einem homogenen Emphysem (gleichmäßige Verteilung des Emphysems in verschiedenen Lungenabschnitten). Bei homogenem Emphysem werden in erster Linie Coils, beim heterozygoten Emphysem vorwiegend Ventile eingesetzt.
Die besten Ergebnisse bei der endobronchialen Ventilapplikation werden bei heterogenem Emphysem erreicht, wenn keine Luftverbindung zwischen benachbarten Lappen (kollaterale Ventilation) besteht. Bei Patienten mit geringer kollateraler Ventilation und erhaltenen Lappengrenzen lassen sich Lebensqualität, körperliche Belastbarkeit und Lungenfunktion deutlich besser und nachhaltiger steigern als bei Patienten, bei denen keine erhaltene Lappengrenzen bzw. eine kollaterale Ventilation vorhanden sind. Hauptkomplikation der Ventilimplantation ist der nach dem Eingriff auftretende Pneumothorax in bis zu 25% der Fälle.
Endobronchiale Coils, die in etwa Klammern oder Heftzwecken aus Nitinolstahl entsprechen, wurden entwickelt, um mechanisch das emphysematös veränderte Lungengewebe zu komprimieren und dadurch Gewebsspannungen in der Umgebung des Emphysems wiederherzustellen. Ziel ist es, in den behandelten Lungenlappen 10-14 Coils zwischen den Segmentbronchien und der Pleura zu implantieren. Die am häufigsten auftretenden Nebenwirkungen nach Implantation von Coils sind leichte Blutungen, die in der Regel spontan zum Stillstand kommen und nur in den seltensten Fällen interventionsbedürftig sind.
Passend zu diesem Thema hat der COPD Deutschland e.V. in Zusammenarbeit mit der Patientenorganisation Lungenemphysem-COPD Deutschland zwei Patientenratgeber herausgegeben, die Sie sich in den Ausstellungszelten an den Ständen 1 und 33 kostenlos abholen können. (Ausstellungsplan siehe Seiten 14-15)
Quelle: Vortrag von Prof. Dr. med. Heinrich Worth, Vorsitzender der AG Lungensport in Deutschland e.V. im Facharztforum Fürth auf dem 12. Symposium Lunge am Samstag, den 7. September 2019 von 9:00 -17:00 Uhr in Hattingen (NRW).
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Jens Lingemann
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Telefon: 02324 - 999 959
Alle Informationen zur Veranstaltung finden Sie hier: Symposium-Lunge 2019
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