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Mastzellen verursachen Pleuraerguss bei Lungenkrebs

Bei der Diagnose Adenokarzinom, der am häufigsten vorkommenden Krebsform bei Nichtrauchern, spielen bestimmte Immunzellen – die so genannten Mastzellen - eine entscheidende Rolle für die Entstehung eines malignen Pleuraergusses. Das sind Flüssigkeitsabsonderungen, die sich zwischen den beiden Pleurablättern (Lungen- und Rippenfell) ansammeln und dann zu erheblicher Luftnot führen können.

Lungenkrebs ist in Deutschland und weltweit die am häufigsten zum Tode führende Krebsform. Die Erforschung dieses Krankheitsbildes ist leider dennoch unterrepräsentiert. Dass zwischen Entzündungsprozessen und der Entstehung von Lungenkrebs ein enger Zusammenhang besteht, weiß man schon länger. Jetzt haben Forscher am Helmholtz Zentrum München und Kollegen aktuell entdeckt, dass die Vermehrung von bestimmten Zellen des Immunsystems - so genannten Mastzellen - zum Entstehen eines malignen Pleuraergusses beiträgt (siehe The Journal of Clinical Investigation, Online-Veröffentlichung am 27.4.2015).

Einen malignen Pleuraerguss (MPE) findet man sehr häufig bei Patienten mit Lungenadenokarzinom. Pleuraergüsse sind Flüssigkeitsabsonderungen, die sich zwischen den beiden Pleurablättern (Lungen- und Rippenfell) ansammeln und dann zu erheblicher Luftnot führen können. Der MPE wurde kürzlich als eigenes Stadium von Lungenkrebs eingestuft, da es sich klar als metastasierende Erkrankung abgrenzen lässt. Bisher existiert keine effektive Therapie; auch symptomlindernde Behandlungen sind umstritten, da es Hinweise darauf gibt, dass die gängigen Methoden die Erkrankung verschlimmern.

Das Wissenschaftlerteam unter der Leitung von Prof. Dr. Georgios Stathopoulos hat entdeckt, dass sich Mastzellen durch das Vorhandensein eines Adenokarzinoms in der Pleurahöhle ansammeln und dort einen Pleuraerguss erzeugen. Sie konnten ebenfalls zeigen, dass Patienten mit malignem Pleuraerguss stets erhöhte Level an Mastzellen aufweisen. Bei Patienten mit gutartigem Pleuraerguss findet man diese Erhöhung hingegen nicht.

Erste Versuche mit dem Hemmstoff Imatinib, der die Aktivität von Enzymen herabsetzt, die bei der Entstehung von malignen Krebserkrankungen eine Rolle spielen, belegen im Tiermodell, dass der Pleuraerguss vermindert ist und die Anzahl von Mastzellen sinkt. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass Mastzellen eine entscheidende Rolle für die Entstehung eines Pleuraergusses bei der Diagnose Adenokarzinom spielen“, erklärt Studienleiter Stathoupolos. „Unser zukünftigen Untersuchungen werden sich daher auf Mastzellen als therapeutisches Ziel konzentrieren.“

Prof. Dr. Georgios Stathopoulos leitet seit 1. Mai 2015 die neu gegründete Arbeitsgruppe „Molekulare Kanzerogenese“ des Comprehensive Pneumology Center (CPC) am Helmholtz Zentrum München. Zuvor war er im Laboratory for Molecular Respiratory Cancerogenesis an der Universität von Patras in Griechenland tätig. Sein Ziel ist es, die Einflüsse von verschiedenen Faktoren bei der Entstehung von Lungenkrebs auf molekularer Ebene zu untersuchen. „Der Wechsel von Georgios Stathopoulos ans Helmholtz Zentrum München verstärkt die Lungenforschung am Zentrum nun um den Bereich Lungenkrebs, und wird dieses Gebiet auch in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Zentrum für Lungenforschung ausbauen“, erklärt Prof. Dr. Oliver Eickelberg, Chairman des CPC und Direktor des Instituts für Lungenbiologie am Zentrum.

Quelle: Helmholtz Zentrum München