Lungenärzte im Netz

Ihre Experten für gesunde Atemwege

Herausgeber:

Lustbremse oder Steigerung?

Bilder von fast bis zum Filter abgebrannten Zigaretten und ausgedrückten Zigarettenstummeln können offenbar das Verlangen auf eine Zigarette schmälern. Das haben Psychologen der Uni Würzburg und Gießen beobachtet. Jetzt wollen sie herausfinden, ob solche Bilder effektiv bei der Raucherentwöhnung eingesetzt werden könnten.

Bei Rauchern können bestimmte Bilder bekanntlich das Verlangen nach der nächsten Zigarette anstacheln. Dazu gehören insbesondere solche Bilder, die den Anfang eines Rauchrituals darstellen – wie z.B. das Anzünden einer Zigarette oder das Ziehen an einer frisch angezündeten. Ihr Anblick führt bei nikotinabhängigen Rauchern zu einer Aktivierung der so genannten Belohnungszentren im Gehirn. Doch die Macht der Bilder kann sich auch in die entgegen gesetzte Richtung ausbreiten: „Wir haben erstmals festgestellt, dass Bilder, die das Ende eines Rauchrituals darstellen, das Suchtnetzwerk im Gehirn nicht nur nicht aktivieren, sondern sogar hemmen“, erklärt Prof. Dr. Paul Pauli vom Lehrstuhl für Psychologie I der Universität Würzburg, der schon seit langem die Abhängigkeit vom Nikotin erforscht. Die Ergebnisse seiner Untersuchung, die er im Rahmen der Forschergruppe Emotion und Verhalten gemeinsam mit Psychologen der Universität Gießen durchgeführt hat, wurden vor kurzem in der Fachzeitschrift Neuropsychopharmacology (2010, Band 35, Seite 1209-1225) veröffentlicht.

Während die Wissenschaftler ihren Versuchspersonen unterschiedliche Bilder präsentierten, erfassten sie gleichzeitig die von den Bildern ausgelösten Reaktionen im Gehirn mit einem Magnetresonanztomografen. Das Ergebnis: Bilder einer frisch angezündeten Zigarette aktivieren das Suchtnetzwerk im Gehirn, insbesondere Zentren, die die Erwartung einer Belohnung beeinflussen. Diese Aktivierungen sollen für das Verlangen nach der Droge verantwortlich sein. Ganz anders die Aufnahmen von ausgedrückten Kippen im Aschenbecher: Sie sorgen dafür, dass in diesen Teilen des Gehirns sogar Deaktivierungen zu verzeichnen waren, jeweils im Vergleich zu Kontrollbedingungen. „Diese Reize, die das Ende des Rauchens markieren, sind also auf der einen Seite sehr klar mit dem Rauchen assoziiert, scheinen aber auf der anderen Seite das Suchtnetzwerk im Gehirn zu hemmen“, erläutert Pauli.

Der Befund, dass die Aktivität des Suchtnetzwerks im Gehirn durch spezifische Reize gehemmt werden kann, könnte nach Ansicht der Psychologen dazu beitragen, erfolgreich mit dem Rauchen aufzuhören. Daher wollen die Forscher nun prüfen, ob diese Bilder auch zur Reduzierung des Rauchverlangens, zum Beispiel im Rahmen einer Raucherentwöhnungsbehandlung, eingesetzt werden können. Untersuchungen zur Bilderwirkung auf Menschen, die sich vor unterschiedlich langer Zeit das Rauchen abgewöhnt haben, sind nach Angaben von Pauli in Würzburg und Gießen bereits angelaufen.