Laut Forschern der New York University (NYU) School of Medicine sind ihre Untersuchungen die ersten, die Hinweise darauf geben, welche Substanzen bei Feuerwehrleuten und Rettungskräften, die am Katastrophenort des World Trade Centers am 11.9.2001 eingesetzt waren, Erkrankungen verhindert haben könnten. In ihrer Studie wurden 30 solcher Metaboliten mit einem erhöhten Schutz vor obstruktiven Atemwegserkrankungen (OAD) in Verbindung gebracht (siehe Scientific Reports, Online-Veröffentlichung am 3.9.2019). Während die derart geschützten Personen einen niedrigen Spiegel der betreffenden Metaboliten aufwiesen, fanden sich bei Ersthelfern, die in der Folge ihres Einsatzes eine OAD entwickelten, höhere Konzentrationen.
Bei den schützenden Stoffen, die in der aktuellen Studie identifiziert wurden, handelt es sich um proteinbildende Aminosäuren und Omega-3-Fettsäuren. Diese seien über eine Ernährung, die reich an Fisch und Olivenöl ist (z. B. Ernährung nach mediterranem Vorbild), leicht verfügbar, betonen die Studienautoren. Daher sind die Forscher zuversichtlich, dass eine Ernährungsumstellung, aber auch bestimmte Medikamente und regelmäßige Bewegung andere Menschen, die in Konsequenz von Bränden und Rauch giftigen Partikeln ausgesetzt sind, einen gewissen Schutz bieten können.
Die aktuellen Ergebnisse bauen auf früheren Arbeiten auf, die dasselbe Forscher-Team im vergangenen Jahr veröffentlicht hat. Damals haben die Wissenschaftler mehr als zwei Dutzend andere Metaboliten identifiziert, die bei Feuerwehrleuten ohne Lungenerkrankungen als Spätfolge in niedrigeren Konzentrationen vorkamen.
„Unsere neue Arbeit zeigt, dass einige Metaboliten die Ersthelfer tatsächlich vor einem Verlust von Lungenfunktion schützen können“, berichtet Studienleiterin Dr. Anna Nolan vom Department of Medicine der NYU Langone Health. „Indem wir die Ergebnisse unserer bisherigen Studien kombinieren, können wir besser vorhersagen, wer einen Lungenschaden erleidet. Dies bietet wiederum einzigartige Möglichkeiten für eine bessere Diagnose und Vorbeugung von Atemwegsobstruktionen in der Zukunft“, fügt Nolan hinzu.
Für die neue Studie analysierten die Forscher Blutproben von 14.000 Ersthelfern vom 11. September 2001 (Feuerwehrleute und Rettungskräfte), bei denen die Lungenfunktion routinemäßig vor dem Unglück sowie unmittelbar danach und seitdem jedes Jahr getestet wurde. Unter 594 im menschlichen Körper vorkommenden Metaboliten identifizierten die Forscher diejenigen, die am stärksten mit Ersthelfern ohne Anzeichen für eine OAD assoziiert waren.
Zu den wichtigsten Ergebnissen der Studie gehört den Forschern zufolge, dass sich durch das Vorhandensein spezifischer Metaboliten mit einer Genauigkeit von 93,3 Prozent eine Prognose für eine Erkrankung an OAD stellen lässt. Nolan hofft, einen Bluttest entwickeln zu können, mit dem Katastrophenopfer und Ersthelfer nach toxischer Exposition untersucht werden können, um diejenigen Personen zu erkennen, bei denen eij großes Risiko für eine Lungenerkrankung besteht. Zu den Testpopulationen könnten diejenigen gehören, in deren näherer Umgebung es zu Waldbränden oder chemischen Explosionen gekommen ist. Würden Personen mit hohem Risiko frühzeitig erkannt, könnte dies zu besseren Behandlungen und einer Minimierung von Lungenschäden führen.
Weitere Forschungsergebnissen des Teams, die ebenfalls in diesem Monat veröffentlicht wurden, zeigen, dass ein Cluster von Risikofaktoren für Herzkrankheiten – das Metabolische Syndrom – bei Ersthelfern vom 11. September 2001 ebenfalls eine langfristige Entwicklung von Lungenfunktionsstörungen vorhersagt. Die Ergebnisse zeigten, dass drei der fünf Faktoren des metabolischen Syndroms zu einer Zunahme des Verlustes von Lungenfunktion um 56 Prozent und damit zur Berufsunfähigkeit führten.
„Der Lebensunterhalt der Rettungskräfte hängt von ihrer Gesundheit ab“, betont Hauptautor George Crowley. Für Ärzte sei es sehr hilfreich, wenn sie das Vorhandensein oder Fehlen bestimmter Metaboliten im Blut dieser Patienten kurz nach einer Katastrophe analysieren könnten, um sie dann gezielter behandeln zu können.
Die Forscher planen als nächstes, sich mit Gefäßverletzungen bei den am World Trade Center eingesetzten Rettungskräften zu befassen, um festzustellen, ob diese ein frühes Anzeichen für größere Herzprobleme sind.
Quelle: Pressemitteilung der NYU School of Medicine und Biermann-Medizin.de