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Lungenkrebszellen am Wachstum hemmen?

Lungenkrebs zeichnet sich durch eine besonders schnelle Teilungsrate der Tumorzellen aus – daher kann er sich so schnell im Körper ausbreiten. Nun haben Wissenschaftler von der Universität in Ankara eine Substanz an Mäusen getestet, mit der sich die Zellteilung von Lungenkrebszellen erfolgreich hemmen lässt. Das Wirkprinzip des Medikaments ist vielversprechend, muss aber erst noch am Menschen erprobt werden.

Lungenkrebs führt unter allen Tumorarten am häufigsten zum Tod. Die Überlebensraten sind deshalb so niedrig, weil Lungenkrebs sich besonders schnell in anderen Organen und Geweben ausbreitet. Zum Zeitpunkt der Diagnose ist die Tumorentwicklung schon oft recht weit fortgeschritten. Nun hat sich im Tierversuch eine Substanz als wirksam erwiesen, die Lungenkrebszellen an der Teilung hindert und damit das Tumorwachstum blockieren kann. Ein Wissenschaftlerteam von der medizinischen Fakultät an der türkischen „University of Hacettepe“ in Ankara stellte fest, dass sich die menschlichen Lungenkrebszellen, die sie in die Schwänze von Mäusen gespritzt hatten, mit einer Substanz namens GRN163L über einige Monate am Wachstum hemmen ließen. Je größer die gespritzte Medikamentenmenge, umso weniger Tumoren bildeten sich. Die Ergebnisse der Untersuchung wurden in der September–Ausgabe der Fachzeitschrift Cancer Research veröffentlicht.

Warum Krebszellen sich ungehindert oft teilen können
In der Regel altern normale Zellen, weil ihre Chromosomenenden (die so genannten Telomere) mit jeder Zellteilung kürzer werden. Ab einer bestimmten Länge hören die Zellen dann auf, sich zu teilen, und sterben ab. Im Gegensatz dazu ist bei Krebszellen ein Enzym namens Telomerase aktiv: Dieses lagert sich an die Chromosomen an und verhindert so, dass die Telomere immer kürzer werden. Deshalb können sich die Krebszellen ungehindert oft teilen und quasi unbegrenzt vermehren. Die Wirkungsweise des Stoffes GRN163L beruht nun darauf, dass er das Telomerase-Enzym, das die Zellen vom programmierten Zelltod abhält, blockiert. GRN163L besetzt nämlich ebenfalls einen Abschnitt auf den Chromosomen und verhindert so, dass sich die Teleromerase anlagern kann. In der Folge verkürzen sich auch die Chromosomen der Krebszellen mit jeder Teilung und das Krebswachstum wird eingeschränkt.

Bei den Versuchsmäusen konnte die Telomerase schnell und effektiv unterdrückt werden – mit Wirkstoffmengen, die man vermutlich auch beim Menschen einsetzen könne, berichten die Wissenschaftler. Mit diesem Medikament hoffen sie gerade diejenigen Krebszellen, die noch nicht erfolgreich durch eine Operation, Chemotherapie oder Bestrahlung vernichtet werden konnten, vom weiteren Wachstum abhalten zu können. Allerdings – so räumen die Forscher ein – dürfte GRN163L bei Patienten, deren Tumoren bereits Tochtergeschwülste gestreut haben, nichts mehr helfen. Jetzt müsse die Substanz aber zunächst einmal ausführlich am Menschen erprobt werden, wofür nach Angaben des Forscherteams bereits eine Genehmigung vorliegt.

Quelle: Cancer research (September 2005): Vol. 65, Seite 1-8
Zusammenfassung (abstract)