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Lungenentzündung bleibt auch fortan Aufgabe der Pneumologen

Auch wenn die Lungenentzündung ihren Schrecken mit Einführung der Antibiotika verloren hat, wird die Behandlung von Pneumonien auch im nächsten Jahrstausend eine Aufgabe für Pneumologen darstellen. Dies führte Prof. Michael Pfeifer aus Donaustauf anlässlich der 100-jährigen Jubiläumsfeier der DGP am 6.10.10 im Langenbeck-Virchow-Haus in Berlin aus.

Die ambulant (das heißt nicht in der Klinik) erworbenen Lungenentzündungen (Pneumonien) stellen trotz effizienter Antibiotika eine bleibende Herausforderung dar. Darauf machte Prof. Dr. med. Michael Pfeifer aufmerksam, Geschäftsführer der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) und Medizinischer Direktor der Klinik Donaustauf, anlässlich der 100-jährigen Jubiläumsfeier der DGP am 6.10.10 im Langenbeck-Virchow-Haus in Berlin. „Der demographische Wandel führt zu einer Veränderung der Alterszusammensetzung der Bevölkerung“, erläuterte Prof. Pfeifer. „Die Zahl der Menschen, die älter als 65 Jahre sind, wird von heute ab von 16,8 Mio. auf 22 Mio. im Jahre 2060 steigen. Gleichzeitig erhöht sich der Anteil der Bevölkerungsgruppe der über 65-jährigen von 20,6 % auf 34 %. Dies wird enorme Auswirkungen, insbesondere hinsichtlich der Erkrankungszahlen an ambulant erworbenen Pneumonien haben.“

Hohe Sterblichkeit vor allem bei älteren Menschen

Auch heute ist die ambulant erworbene Pneumonie, insbesondere bei älteren Patienten je nach Schwere mit einer Mortalität von 40 – 80 % verbunden. „Aktuell liegt die Inzidenz der Erkrankung zwischen 3,7 und 10,1 pro 1000 Einwohner“, berichtete Prof. Pfeifer. „Es kann davon ausgegangen werden, dass in Deutschland etwa 400.000 – 680.000 Fälle ambulant erworbene Lungenentzündungen jedes Jahr auftreten, davon werden 200.000 stationär behandelt. Die Sterblichkeit im ambulanten Bereich ist erfreulicherweise niedrig, bei hospitalisierten Patienten jedoch mit knapp 14 % hoch. Die Sterblichkeit ist dabei abhängig vom Alter des Patienten und von weiteren Begleiterkrankungen. Die meisten der stationär behandelten Patienten mit Lungenentzündung sind älter als 75 Jahre. Selten gelingt dabei der definitive Nachweis des Erregers der ambulant erworbenen Lungenentzündung.“

Resistenzbildung in Deutschland weniger gravierend als in andern Ländern

Für das Auftreten einer Lungenentzündung sind nach wie vor am häufigsten (d.h. in etwa 30 – 50 % der Fälle) spezielle bakterielle Erreger (nämlich Pneumokokken) verantwortlich. Dies wird durch das so genannte CAP-Netz dokumentiert, einem vom BMFB geförderten Netzwerk ambulant erworbener Pneumonien. „Bedingt durch die Etablierung des CAP-Netzes wird in Deutschland in der Regel eine Stratifizierung anhand von einfach zu erfassenden Parametern durchgeführt“, erklärte Prof. Pfeifer. „Je nach Schweregrad werden die Patienten in unterschiedliche Risikogruppen eingeteilt und eine entsprechende Therapie eingeleitet. Erfreulicherweise ist die Resistenzsituation in Deutschland noch relativ günstig im Vergleich zu anderen Ländern. Trotzdem bedarf es eines sehr verantwortungsvollen Umgangs mit den zur Verfügung stehenden Antibiotika. Zudem ergibt sich die Möglichkeit, durch neue Biomarker frühzeitig Risikopatienten und den Schweregrad der Erkrankung zu definieren, so dass damit auch eine verbesserte Behandlung ermöglicht wird.“

Im Krankenhaus erworbene Pneumonien weitaus gefährlicher

Nach Angaben von Prof. Pfeifer stellt die im Krankenhaus erworbene Pneumonie im Vergleich zu den außerhalb des Krankenhauses erworbenen Lungenentzündungen eine deutlich größere Herausforderung dar. „Die Sterblichkeit ist hier signifikant höher, insbesondere, weil es sich häufig um Infektionen mit Krankenhauskeimen handelt, die eine höhere Resistenzrate gegenüber Antibiotika aufweisen“, betonte Prof. Pfeifer. „Diese im Krankenhaus erworbenen Lungenentzündungen stellen eine erhebliche Belastung des Gesundheitssystems mit anfallenden Kosten von ca. 570 Mio. € jährlich dar. Bei der Therapie dieser Form der Lungenentzündungen ist ein sehr gezieltes Vorgehen mit einer kalkulierten Antibiotikagabe notwendig. Das macht es für jedes Krankenhaus erforderlich, sein individuelles Keimspektrum zu erfassen, um entsprechende präventive und therapeutische Entscheidungen treffen zu können.“

Schwerpunkte in der zukünftigen Forschung

Prof. Pfeifer zufolge wird die zukünftige Forschung die Modulation des Immunsystems in den Mittelpunkt der Bemühungen stellen, auch werden Impfstrategien eine der wesentlichen Forschungsschwerpunkte auf diesem Gebiet einnehmen. „Auch wenn die Lungenentzündung ihren Schrecken mit Einführung der Antibiotika verloren hat, wird sie die Medizin - insbesondere die Pneumologie - in das nächste Jahrtausend begleiten“, fasst Prof. Pfeifer zusammen.